YA-RomCom in Buchform

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missgranny Avatar

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Tokyo Ever After ist, wie der vielgerühmte Vergleich zum „Plötzlich Prinzessin“-Franchise deutlich macht, eine einfach(e) herrlich seichte, aber unterhaltsame Feel-Good-Lektüre. Zwar klappert Emiko Jean‘s Roman fast alle nur verfügbaren Klischees auf dem Weg zum vorläufigen Happy-End ab, schafft es aber aller Oberflächlichkeit(en) zu Trotz, sich kritisch mit anti-Asian Rassismus, Stereotypisierung und der elementaren Frage nach Heimat und Zugehörigkeit auseinanderzusetzen.
Im Zentrum dieses royalen Selbstfindungsprozesses steht Izumi, die sich nach der zufälligen Entdeckung ihres blaublütigen Stammbaums unerwartet in der Rolle der japanischen Kronprinzessin wiederfindet. Relativ überstürzt verlässt sie ihre kleinbürgerliche, amerikanische Heimatstadt um sich im titelgebenden Tokyo plötzlich mit königlichen Pflichten, einem rigiden Hofprotokoll, vollkommen unbekannten Verwandten und natürlich ihrem ominösen Erzeuger konfrontiert zu sehen.
Dabei wird die Diskrepanz zwischen Wahl-und leiblicher Familie und die zaghafte Annäherung an einen fremden Kulturkreis mit all seinen unausgesprochen Regeln und Normen sehr taktvoll und umsichtig thematisiert. Gerade die harsche Kontrastierung zwischen Izzy’s amerikanischer Erziehung bzw. Mindset und der sehr traditionsbewussten japanischen Monarchie nimmt nachvollziehbarerweise viel Raum ein.
Dabei begleitet man mit Izumi eine junge Frau auf der Schwelle zum Erwachsensein, die zwar immer noch unsicher, extrem selbstzentriert ausgerichtet und auf externe Validierung bedacht ist, aber allmählich ihren Stellung in der royalen Hierarchie und ihren Platz im Leben erobert. Und während Izzy sich graduell die Sprache und Regeln ihres Vaterlandes aneignet und sich in so manches Fettnäpfchen und diplomatisch unangenehme Situationen hineinmanövriert, wird ihre innere Zerrissenheit, ihr Wunsch nach Akzeptanz und ihre zaghafte Annäherung an ihren Vater von der Autorin mit viel Feingefühl, aber in locker, flapsig-leichter Sprache nachgezeichnet.
Viele Szenen sind herrlich absurd und rufen nicht selten die Klatschpresse oder eine Garnison von Bürokraten auf den Plan und können ein jüngeres Lesepublikum sicherlich gut unterhalten.
Der gesamten Geschichte fehlt es über lang(atmig)e Phasen hinweg nichtsdestotrotz an Tiefgang, worunter gerade die kaum spürbare Verbindung zwischen den Protagonisten, Izumis innerer Monolog und ihre Entwicklung (zu ihrem Vater und Land) und die extrem konstruierte Liebesgeschichte (zu ihrem Leibwächter) am meisten leidet.
Zudem hätte ich mir ein Glossar der japanischen Begrifflichkeiten und weniger Objektivierung von Seiten Izzys Freundinnen gewünscht (auch ein Bodyguard verdient es nicht sexualisierte zu werden, so wenig ausgestaltet sein Charakter auch sein mag).
Letztendlich handelt es sich um ein ganz nette Geschichte für Zwischendurch, gewissermaßen um ein royaler Lesesnack mit hohem Verfilmungspotential.