Das Kaufhaus des Ostens

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Ende der 1920er Jahre wird im Osten Berlins das Kreditkaufhaus Jonass eröffnet, im Osten der Stadt, gleichsam als armer Vetter des bekannteren und reicheren Kaufhauses des Westens, des KaDeWe. Neu erbaut thront das Gebäude an der Torstr. 1 und ist damit namensgebend für den Roman von Sibyl Volks, in dem die wechselvolle Geschichte dieses Hauses und des Landes mit der fiktionalen verschiedener Personen vermischt wird.
Am Tag der Eröffnung des Kaufhauses wird Elsa geboren, als uneheliche Tochter einer der Angestellten - der Vater ist der noch minderjährige Sohn des Besitzers, Harry Grünberg, der sich allerdings weder zu seiner großen Liebe Vicky noch zu deren Tochter bekennt. Am gleichen Tag geboren wird auch Bernhard, Sohn eines Zimmermanns, der zufällig bei Elsas Geburt Hilfe leistet.
Beide Kinder lernen sich kennen und ihre Lebensläufe sind wie der des Hauses in der Torstraße 1 Grundlage für den gelungenen und interessanten Roman Sybil Volks. Sie sind verwoben in die Historie - ohne jedoch die tragenden Rollen zu spielen, ohne entscheidend für den Gang der Geschichte im Großen zu sein. Das macht den Reiz von Volks Roman aus, denn sie versteigt sich nicht wie viele andere darin, dass ihre Hauptfiguren unbedingt geschichtsbestimmend sein müssen. Es sind Menschen wie du und ich - die ihren Weg auch in der Zeit des Nationalsozialismus und der SED gehen, gelegentlich, indem sie sich ein wenig verbiegen, indem sie sich anpassen. Aber gleichzeitig sind sie nicht duckmäuserisch.
Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, wodurch auch Variationen der Geschichte auftreten, denn einige Begebenheiten werden von Elsa und ihrer Familie ganz anders als aus Bernhards Sicht gesehen.
Insgesamt wird ein Bogen von der Eröffnung des Kreditkaufhauses, dessen Übernahme durch einen Nazi und die Vertreibung der jüdischen Besitzer, der Verwendung durch die NSDAP und die SED bis hin zum mondänen Club gezogen - und der Auswirkungen, die genau diese Veränderungen auch auf Elsa, Bernhard und die jeweiligen Familien haben. Dabei wird nicht jeder Bereich gleich ausführlich behandelt, häufig sind es die "kleinen Geschichten", die viel Raum einnehmen.
Volks ist ein Zeitporträt gelungen, das nichts Neues entdeckt, aber einen wichtigen und interessanten Teil der Berliner und deutschen Geschichte auf sehr interessante Weise beleuchtet. Sprachlich und inhaltlich ist der Roman absolut gelungen!