Ein Haus - ein Leben

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sarah_catherine Avatar

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Berlin, Anfang des 20. Jahrhunderts. Es ist der Tag der Eröffnung des Kreditkaufhauses Jonass, als Vickys Wehen einsetzen und die kleine Elsa in der Poststelle das Licht der Welt erblickt. An Vickys Seite bei der Geburt: ein ihr unbekannter Mann, nicht der Vater des Kindes. Der Vater des Kindes ist zugleich der Sohn der Grünbergs, denen das Jonass gehört, doch die Liebe zwischen Harry und Vicky ist nicht standesgemäß. Zwar aufrichtig und tief, aber heimlich. Harry besucht Elsa und Vicky zwar, doch kann sich nicht überwinden, Vicky zu heiraten und damit ein richtiger Vater zu sein.
Unterstützung in diesen Zeiten findet Vicky bei ihrer besten Freundin Elsie und schließlich auch bei Wilhelm, dem Bauarbeiter, der bei Elsas Geburt an ihrer Seite war. Wilhelm ist fast zurselben Stunde Vater eines Sohnes geworden, Bernhard. Über die Zeit entwickelt sich zwischen Vicky und Wilhelm eine Freundschaft, die sich auch auf die Kinder überträgt.
Doch das Land verändert sich. Das Jonass steht unter der Leitung der jüdischen Grünbergs vor dem Aus, alle bekommen den politischen Wandel zu spüren. Schließlich verlassen die Grünbergs Deutschland Richtung Amerika, auch Harry. Vicky heiratet Gerd Helbig, der die Leitung des Kaufhauses übernommen hat. Elsa gewöhnt sich nie richtig an diesen Mann, den sie nie als ihren Vater betrachtet, und auch mit den bald dazukommenden Brüdern gibt es immer wieder Probleme. Vicky und Wilhelm entfremden sich in dieser Zeit, und auch Elsa und Bernhard sehen sich nicht mehr so oft. Dennoch bleiben sie sich innerlich verbunden, über Jahre hinweg, durch alle Wirren des Jahrhunderts. Jeder geht seiner Wege, in Zeiten der Kriege und der Teilung, doch sind sie in Gedanken oft beieinander...

"Torstraße 1" erzählt nicht nur mehrere Liebesgeschichten, die schwere Zeiten nicht überdauern und doch nicht endlich sind, sondern auch die Geschichte einer Stadt und die Geschichte eines Hauses, das es tatsächlich gibt. Das Haus ist in dieser Erzählung von Sybil Volks der Fels und die Anlaufstelle, an der wieder und wieder die Fäden zusammenlaufen. Volks gelingt es, so zu schreiben, dass man nicht sagen kann, ob die Lebensgeschichte von Elsa vor dem Hintergrund der politischen Ereignisse stattfinden oder ob es andersherum ist. Geschichte wird verwoben mit persönlichem Schicksal.
Dies ist ein Buch über Liebe, Freundschaft, Trennung, Versöhnung, Familie, das Haus in der Torstraße 1 und das 20. Jahrhundert in Deutschland. Absolut lesenswert!