Kaufhaus Jonass

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engelsgesicht77 Avatar

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Torstraße 1 erzählt die Geschichte eines Gebäudes in Berlin, welches 1920 in Berlin gebaut wurde und heute noch steht. Für Elsa birgt das Haus eine Menge Erinnerungen. 1929, genau am Tag der Eröffnung des ersten Kreditkaufhauses von Berlin, kam sie hier überstürzt auf dem Packtisch der Poststelle zur Welt; hier spielte sie als uneheliche Tochter einer jungen Verkäuferin tagein, tagaus und bestaunte die Olympiaringe an seiner Fassade; hier musste sie aber auch mit ansehen, wie die jüdischen Besitzer die zersplitterten Scheiben der Schaufenster wegkehrten. Das Kaufhaus zum Sitz der Nazijugend wurde und nach dem Krieg starrte sie schweigend auf das rußgeschwärzte, doch nahezu unversehrte Gebäude, auf dem ein riesengroßes rotes Banner mit den Konterfeis von Marx, Engels, Lenin und Stalin prangte. Und heute herbergt das Haus einen privaten Club und nennt sich Soho Haus.

All dies und noch viel mehr verbindet sie mit diesem Haus, aber auch mit Bernhard, Sohn des Zimmermanns Wilhelm Glaser, der zufällig Elsas Geburtshelfer war und danach ein verlässlicher Freund ihrer Mutter wurde. Bernhard wurde am selben Tag, ja sogar zur selben Stunde geboren wie sie und sie bleiben einander ein Leben lang nahe. Auch dann, als eine Mauer Elsa und Bernhard trennt.

Für mich war das ein wundervoller Roman, auch wenn mich manchmal die Zeitsprünge stutzig gemacht haben, z. B. zuerst hieß es, Arno ist tot und im nächsten Abschnitt lebte er wieder, nur um ein Beispiel zu nennen. Ansonsten hat mich das Buch neugierig auf die Berliner Geschichte gemacht und ich bin mir sicher, dass dies nicht das letzte Buch mit der Geschichte von Berlin war. Danke eines kleinen Buchgesichtertreffen konnten wir das Haus, leider nur von außen besichtigen. Aber einen kleinen Blick in den Eingangsbereich haben wir dennoch gewagt. Letztes Wochenende bin ich noch mal dorthin gefahren, weil ich einfach wissen wollte, wo Vicky, Elsa, Bernhard und Wilhelm damals entlang gelaufen sind. Alle Charaktere in dem Buch wurden sehr plastisch dargestellt, so dass man sich ohne Probleme in die einzelnen Rollen hineinversetzen konnte und das Buch weckt dem Leser Lust auf die Berliner Geschichte.

Nachdem ich das Buch des Kaufhauses Wertheim gelesen hatte, wollte ich unbedingt das Buch gewinnen und hatte Glück bei der Ziehung und es gehört für mich jetzt den Lieblingen. Werde mich demnächst mehr mit der Berliner Gesichte widmen sowie die Geschichte der Juden. Auch fand ich Sybil Volks Nachwortsatz toll: »Wenn Häuser Geschichten erzählen könnten, hätte dieses Gebäude den Stoff für einen ganzen Roman.« Finde es schön, wenn Häuser Jahrzehnte überleben und erzählen, was alles passiert ist. Auch wenn man sehen kann, wie zerstörte Gebäude restauriert werden. Einfach schön. Schade, dass nicht alle Menschen das Alte wertschätzen und oft eher die alten Häuser abgerissen werden.

Hier ein Link zum Verlag mit einem schönen Interview mit der Autorin und die Geschichte des ersten deutschen Kreditkaufhauses. http://www.dtv.de/sybil_volks_torstrasse_startseite_1475.html