Torstraße 1

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lindenblomster Avatar

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Torstraße 1 ist ein Roman über die Deutsche Geschichte in die Geschichte zweier Familien verpackt.
In ersten Kreditkaufhaus, dem Jonass in Berlin, geschieht am Eröffnungstag auch das Wunder einer Geburt. Vicky bekommt in der Poststelle mit Hilfe von Wilhelm eine Tochter - Elsa. Wilhelms Frau bekommt zur gleichen Zeit zu Hause einen Sohn. Da Vickys Familie sie wegen des unehelichen Kindes verstoßen hat, ist Wilhelm die Wunschfamilie und Bernhard der Schicksalsbruder. Als einzige weis die Freundin Elsie wer der Vater von Elsa ist, nämlich der Sohn des jüdischen Kaufhausbesitzers, was aber vorerst keiner wissen soll. Dann kommen die Nationalsozialisten an die Macht und Vicky hat Angst um Elsa, jetzt will sie keinen jüdischen Mann mehr, sondern lässt sich vom Aufstreber Helbig heiraten. Für Elsa und Bernhard ist das Jonass Spielplatz, Heimat und Treffpunkt durch die Zeit hindurch, so sind sie miteinander verbunden und kommen doch nicht zusammen. Das Jonass überlebt die Zeiten und wird immer vom jeweiligen politischen Machthaber umfunktioniert. Bis sich Elsa und Bernhard zum 80. Geburtstag in der Bar im Jonass treffen, wird sich das Schicksals-Karussell unaufhörlich gedreht haben.

In Torstraße 1 hat Sybil Volks ein Stück deutscher Geschichte erzählt. Zwei Familien finden zueinander, helfen sich und werden dann durch ihre Überzeugungen und die Mauer getrennt. Die Zerrissenheit in den politischen Ansichten wurde sehr schön erzählt, die Beweggründe für manches Tun kann der Leser nachvollziehen und nun auch besser verstehen. Die geschichtlichen Daten kennt der Leser, aber hier wurden sie mit Leben gefüllt. Flüssig zu lesen und auch als Leser gibt man die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht auf. Aus Sicht von Elsa und Bernhard wird erzählt und so kann man beide Seiten der Geschichte erfahren. Jugendliche Leser können mit diesem Buch einen guten deutschen Geschichts-Grundkurs erhalten. Mit jedem Kapitel ist die Zeit voran geschritten, manchmal zu schnell. Manchmal hätte ich doch gerne gewusst, wie haben sie das ausgehalten oder was ist aus dem Treffen geworden. Manche Inhalte werden über drei Bände lang gezogen, hier hätte es locker drei Bände gefüllt.

Die Aufmachung des Buches ist gut getroffen, in der Ecke ein altes Foto des Hauses und im Vordergrund eine Frau mit Fotoapparat. Passend zum Inhalt, denn die Geschichte des Hauses wurde auf vielen Filmen festgehalten. Ein Lesebändchen war auch recht nützlich.