Völlig anders

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tigerbea Avatar

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Vor der Polizeistation in Sao Paulo zerschellt ein Frauenkörper auf dem Asphalt. Doch die Arbeit in der Polizeistation geht ihren normalen Gang, Journalisten erhalten nur die Antwort, es wäre eine arme, verwirrte Spinnerin gewesen. Doch die Frau hatte eine Anzeige gegen einen Mann gestellt, der Frauen im Internet Leid antut, auf die niemand reagiert hat. Einzig Sekretärin Veronica Torres reagiert nun und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.

Ilana Casoy und Raphael Montes haben sich für ihren Krimi "Tot ist sie dein" den außergewöhnlichen Schauplatz Sao Paulo ausgesucht. Womit schon klar wäre, daß man hier nicht auf die altbekannten Ermittlungsmethoden trifft, sondern es mit Korruption und Vertuschung in einem fremden System zu tun bekommt. Hier muß man seinen Blickwinkel ändern und sich auf dieses System einlassen, denn hier herrschen andere Maßstäbe an der Realität. Wobei ich es mir trotzdem nicht vorstellen kann, daß Veronica als Sekretärin so viel Freiraum hat, daß sie tatsächlich auf wirklich alles so einfach Zugriff bekommt. Dazu war sie mir auch ein wenig zu verbissen, daß einem darüber sogar seine eigene Familie egal wird - das übersteigt meine Vorstellungskraft. Die Handlung selbst ist sehr spannend und bildhaft beschrieben. Manchmal schon fast zu bildhaft - für sensible Leser ist das Buch eher nicht geeignet. Was diesem Buch eindeutig fehlt ist ein Sympathieträger. Denn hier fand ich leider keinen Charakter, der mir auch nur im Ansatz sympathisch war. Deshalb blieb das mitfiebern aus und ich habe die Handlung leider nur mit Distanz verfolgt. Da dies mein erster brasilianischer Thriller war, weiß ich nicht, ob dies dort so üblich ist.
Trotzdem hat mich das Buch gut unterhalten - manchmal braucht man ja auch einfach nicht mehr!