Bizarre Kunstwerke

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anni1609 Avatar

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Detective Hunter und sein Kollege Carlos Garcia werden in ihrer Freizeit zu einem neuen Mordfall gerufen. Sie treffen bei der Villa vom ehemaligen Staatsanwalt Derek Nicholson ein und finden seine Leiche schrecklich verstümmelt vor. Der Mörder hat aus abgeschnittenen Extremitäten ein „Kunstwerk“ geschaffen, dessen Sinn es nun zu entschlüsseln gilt. Besonders abstrus erscheint die Ermordung von Nicholson, da dieser sich bereits im Endstadium einer tödlich verlaufenden Erkrankung befand. Er war angewiesen auf Hilfe von Pflegerinnen, die ihn rund um die Uhr versorgten. Aufgefunden wurde die Leiche von der Pflegeschülerin Melinda Wallis, die zugleich eine Botschaft vom Mörder entdeckt, die direkt an sie gerichtet ist.
Hunter und Garcia erhalten bei den Ermittlungen Unterstützung von Alice Beaumont, die sich auf Recherchetätigkeiten spezialisiert hat und vom Bezirksstaatsanwalt entsandt wurde. Sie tappen zunächst noch im Dunkeln, verfolgen jede Spur und versuchen vor allem die Botschaft des „Kunstwerks“ zu entschlüsseln.
Kurze Zeit später werden sie zu einem erneuten Mordfall gerufen, der noch grausiger erscheint als der vorherige.

Chris Carter ist es einmal mehr gelungen, dem Leser mit seinem neuen Thriller „Totenkünstler“ Angst einzujagen. Er setzt in Bezug auf die Spannung lückenlos an seine vorherigen Thriller an und strapaziert die Nerven seiner Leser.
Schauplatz der gesamten Handlung ist erneut Los Angeles, wo Robert Hunter und Carlos Garcia auch leben. Den beiden Protagonisten setzt Carter in diesem Fall einen weiblichen Gegenpart vor, in Gestalt von Alice Beaumont. Sie hilft den beiden Detectives mit den zeitraubenden Recherchetätigkeiten und entdeckt mehrere interessante Zusammenhänge. Zudem lässt Carter Alice entsprechend weibliche Reize ausspielen, allerdings im Rahmen ihrer ausgesprochen hohen Intelligenz. Die beiden Detectives stellt Carter gewohnt kantig und zum Teil eigenbrötlerisch dar, aber dennoch sehr liebenswert. Sie ergänzen sich perfekt und können deshalb besonders schwierige Fälle lösen. Trotz unterschiedlichster Lebensentwürfe schätzen sich Hunter und Garcia ungemein und verbringen ab und zu auch gemeinsam Zeit außerhalb des Berufs. Mit Hunter hat der Autor einen eher psychologisch denkenden Ermittler erschaffen und Garcia erscheint häufiger als Zuarbeiter, aber dennoch vom Partner geschätzt.
Wie von Chris Carter bereits gewohnt, wartet in diesem Thriller ein überaus flüssiger, leicht lesbarer Schreibstil auf den Leser, der die Freude auf das Lesen immens steigert. Die Kapitel sind erneut unterschiedlichster Länge, aber dennoch nie länger als 5-6 Seiten und somit als angenehm kurz und übersichtlich zu betiteln. Die Dialoge unter den Protagonisten sind für den Leser stets leicht nachvollziehbar und aussagekräftig.
Besondere Spannung erzeugt der Autor stets durch unterschiedliche Handlungsstränge, deren Wechsel er geschickt zum Spannungsaufbau nutzt. Beispielsweise wird die Erzählperspektive häufig gewechselt, sobald Hunter eine entscheidende Idee entwickelt hat, diese dem Leser aber noch nicht mitteilen konnte. Erst nach einem oder mehreren Kapiteln wird der Leser erlöst und erhält Hunters Informationen.
Der Thriller wird dem Leser stets in der 3. Person wieder gegeben, allerdings aus verschiedensten Perspektiven. Sofern ein neues Opfer kurz vor der Ermordung steht, oder auch zur Beschreibung der Auffindung des Opfers, wechselt stets der Handlungsstrang. Somit ist der Leser näher am Geschehen und kann hautnah miterleben.
Darüber hinaus baut Chris Carter mehrfache überraschende Wendungen ein im Verlaufe der Handlung. Der Leser folgt der vom Autor vorgegebenen Ermittlungsrichtung, bis Carter eine neue Spur aufzeigt. Sprunghafte Wendungen sind keine Einzelheit, erhöhen aber auch den Adrenalinspiegel beim Leser.
Das Cover vom „Totenkünstler“ ist in der für Thriller von Chris Carter typischen Art und Weise gehalten, hat meiner Meinung nach aber keinerlei Bezug zum Inhalt.
Der Thriller ist in meinen Augen in die Kategorie der Psychothriller einzuordnen. Er versetzt den Leser häufig in Angst und Unruhe und regt an zum Gruseln.
Der „Totenkünstler“ von Chris Carter ist als Taschenbuch im Ullstein Verlag erschienen und besteht aus 448 Seiten. Der Einband des Taschenbuchs ist hochwertig gestaltet und aus festerem Papier.

Der „Totenkünstler“ von Chris Carter war für mich wie erwartet: spannend ab der ersten Zeile, viele Stunden des Lesegenusses mit erhöhtem Adrenalinspiegel und eine unerwartete Auflösung in den Mordfällen. Ich bin Fan geworden von den Thrillern von Chris Carter und kann dieses Buch wirklich nur weiterempfehlen. Allerdings sollten ängstliche Personen eher die Finger davon lassen oder darauf achten, nach dem Lesen nicht allein zu Hause zu sein. ;-)