Keine Spannung

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maxibiene Avatar

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Was wäre passiert, wenn die Krankenpflegerin Melinda Wallis doch das Licht angemacht hätte? Diese Frage stellt sich Gott sei Dank nicht mehr, denn dann hätten die Profiler Robert Hunter und sein Partner Carlos Garcia nicht nur eine Leiche, sondern zwei vorgefunden. So haben die beiden Detectivs „nur“ den Tatort des ermordeten Juristen Derek Nicholsen zu sichern und die Spuren des Massakers, das der Mörder hinterlassen hat, auszuwerten. Der ehemalige Staatsanwalt, der wegen einer unheilbaren Krankheit bereits ein Pflegefall war, wurde bestialisch gefoltert und getötet. Die Folterungen, die der 50 Jährige erdulden musste, waren unvorstellbar und grausam. Am lebendigen Leib wurden ihm nach und nach Körperteile amputiert, bis ihm das Leben vollständig ausgelöscht worden ist. Aus den amputierten Körperteilen wurde eine groteske Figur mit einem Drahtgebinde zusammengesetzt. Was der Mörder damit zum Ausdruck bringen wollte, sollte den Profilern noch lange ein Rätsel sein.

Brutal, blutrünstig, abartig – das ist die Handschrift des Autors Chris Carter. Mit seinem vierten Thriller bleibt er seinem gewohnten Stil treu, den Leser mit seinen brutal, bis ins kleinste Detail geschilderte Szenen zu schocken. Die Idee seines neuesten Thrillers ist zwar nicht neu und läuft im Prinzip nach dem gleichen Muster, wie die Vorherigen, ab. Ein ungewohnt grausamer Mord, der von weiteren Morden begleitet wird. Die Polizei, die lange im Dunkeln tappt bis einer der Profiler, nach Möglichkeit noch im Alleingang sich in Gefahr und in die Fänge des mutmaßlichen Täters begibt, bis in allerletzter Sekunde die Rettung naht. So auch dieses Mal.
Das Duo von Robert Hunter und Carlos Garcia wird allerdings im vierten Fall durch die selbstbewusste, selbstsichere und von sich überzeugte Alice Beaumont aufgestockt. Alice, die vom zuständigen Bezirksstaatsanwalt Breadley für die neue Mordsache abgeordnet worden ist, unterstützt die beiden Profiler in notwendigen Recherchearbeiten, auf deren Gebiet sie die Beste zu sein scheint.
Lange Zeit kann das Police Departement auf keine Resultate zurück blicken, während sich ein Mord nach dem Anderen ereignet. Erst nach 4 Morden, wobei einer nicht ganz in das Muster des Totenkünstlers passt, kommt Hunter der Auflösung der Mordfälle ein Stück näher. Von der Genialität des Profilers ist allerdings nur wenig zu spüren, wobei der Autor es dieses Mal auch vermieden hat, immer wieder auf den hohen Intelligenzquotienten seines Protagonisten hinzuweisen. Während der gesamten Handlung ereignet sich auch relativ wenig. Wie gewohnt wird eine Reihe von Verdächtiger abgecheckt um dann einer falschen Fährte zu folgen.
Chris Carter ist ein Autor, der wirklich sehr gut recherchiert und mit fundiertem Hintergrundwissen aufwarten kann. Seine exakten Beschreibungen der Misshandlungen, Amputationen aber auch die Auswertung der Pathologen sind einzigartig. Durch seine detaillierten Beschreibungen, die sich mitunter auch etwas in die Länge ziehen, wirkt der Plot aber schnell ermüdend. Spannung habe ich so gut wie keine gespürt. Abgesehen von einem schwachen Mittelteil der Geschichte, fand ich sein neuestes Werk zwar sehr unterhaltsam, allerdings nicht überragend.