Etwas betulich aber nett und informativ

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
darcy Avatar

Von

In dem kleinen Ort Jokkmokk in Lappland wird ein junger Mann ermordet. Kommissarin Linda hat sich gerade in diese Gegend versetzen lassen und wird sogleich mit der Lösung des Falles betraut. Verbrechen dieser Art sind selten in diesem Teil der Welt. Julla, ein junge Frau mit journalistischen Ambitionen hält sich auch gerade in Jokkmokk auf und wohnt bei der alten Samin Satu, um für einen Atikel zu recherchieren. Julla ist das Alter Ego für uns Leser, durch sie kann die Autorin uns über die Kultur der Samen informieren. Denn die liegt der Autorin besonders am Herzen.

Die Handlung ist recht komplex aufgebaut. Durch den Umweg über Julla und Satu erfahren wir viel über das Leben in Jokkmokk und lernen viele Bewohner des Ortes kennen. Schon vor einer Weile kam es zu ungewöhnlichen Todesfällen. Satus ehemalige Schwiegertochter starb bei einem Autounfall. Mit im Auto waren ihr Sohn und sein Freund, Emil, der seitdem gelähmt war. Emil verunglückte einige Zeit später mit seinem Motorschlitten tödlich. Er brach auf einem zugefrorenen See ein, nachdem die Warnhinweisschilder verschwunden waren. Und nun ein eindeutiger Mord an einem anderen Freund von Satus Enkel.

Zuerst bekommt man von dem beschaulichen Ort in Nordschweden ein harmonisches Bild. Die Samen leben immer noch sehr naturverbunden und in dem kleinen Ort kennt sich jeder. Nach und nach aber zeigt sich, das auch hier Neid, Hass und Betrug herrschen wie überall sonst auch.

Das Buch beginnt recht betulich und wenig krimiartig. Wir lernen zuerst viel über die Kultur der Samen. Das ist zwar interessant, aber wie wir es erfahren, ist ein kleiner Kritikpunkt für mich. Durch Julla, die ja so viel darüber erfahren möchte, werden diese Infos dauernd in Gespäche eingebaut. Das klingt oft etwas unnatürlich. Ich kann mir nicht denken, das die Samen ständig den Hintergrund für Handlungen aufgrund ihrer Kultur erklären. Es dauert eine Weile, bis die Geschichte sich zu einem Krimi entwickelt. Aber nach und nach steigt dann tatsächlich die Spannung, es gibt einige Verdächtige und das ein oder andere Geheimnis wird aufgedeckt.

"Totenleuchten" ist kein Pageturner. Es ist ein netter Krimi, betulich erzählt. Die Sprache der Autorin ist schlicht und bildlich, aber ohne besondere Finesse. Man kann das Buch leicht wegschmökern. Trotz des etwas angestrengten Erklärens der Samenkultur ist gerade das doch für mich der Punkt, der das Buch abhebt von anderen Krimis. Jokkmokk, die Samen, die Art in dieser kalten Gegend zu Leben werden von der Autorin insgesamt gut dargestellt. "Totenleuchten" (der Sinn des Titels erschließt sich mir nicht) ist ein netter Krimi, zum Ende hin nicht ohne Spannung, der vor allem dadurch besticht, das er dem Leser die Kultur der Samen nahebringt. Sprachlich hätte er etwas ausgefeilter und anspruchsvoller sein können. Da im Privatleben einiger Personen nicht alle Dinge restlos geklärt werden (und leider auch das ein oder andere, was den Mordfall betrifft), denke ich, das Kommissarin Linda evtl in Serie gehen könnte.