Nordlicht - Totenlicht

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herbstrose Avatar

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Die Winter sind lang, kalt und dunkel, dort oben, ganz im Norden Schwedens, in Lappland, wo die Samen wohnen. Als Julla Stern in Jokkmokk ankommt, scheint der Ort wie ausgestorben. Die Journalistin soll für eine Zeitschrift über die alten Heilkünste der Samen recherchieren und während dieser Zeit bei Sate Kuhmunen, einer alten Samin, wohnen. Alle Bewohner sind in der Kirche, wo gerade eine Beerdigung stattfindet. Der 19jährige Emil war mit seinem Motorschlitten nachts bei der Fahrt über den gefrorenen See von der gekennzeichneten Strecke abgekommen, in ein Loch geraten und ertrunken. Er wollte mit zwei Freunden in einer Hütte am gegenüber liegenden Ufer seinen Geburtstag feiern. Einige Zeit später, am Morgen nach dem Samedans-Fest, das den nahenden Frühling ankündigen soll, finden Touristen eine Leiche. Es ist Lucas, ein Freund des verunglückten Emil. Auch er wollte in dieser Nacht seinen 19. Geburtstag feiern. Nun ermittelt die örtliche Polizei, unter Leitung der aus dem Süden Schwedens hinzu gekommenen Hauptkommissarin Linda Lundin. Bei den folgenden Ermittlungen stellt sich heraus, dass auch Emil einem Mordanschlag zum Opfer gefallen sein muss – die Warnzeichen am Loch im See waren entfernt worden. Geht ein Mörder um, der es auf junge Männer abgesehen hat? Ist vielleicht Per-Ante, der letzte des Freunde-Trios, der nächste Tote? …

„Totenleuchten“ ist der erste Band einer Lappland-Krimiserie, ein zweiter erschien 2015. Die Autorin schreibt unter dem Pseudonym Klara Nordin. Sie wurde 1960 in Heilbronn geboren und lebt seit einigen Jahren im schwedischen Lappland, in Jokkmokk, dem Schauplatz ihrer Kriminalromane. Es verwundert daher nicht, dass man in dem vorliegenden Krimi sehr viel von der Kultur, der Lebensweise, der Kleidung und der Musik des Volkes der Samen erfährt, die dort beheimatet sind. Das passende Cover und eine Landkarte des entsprechenden Gebietes auf der Umschlag-Innenseite vervollständigen den guten Gesamteindruck.

Der Schreibstil ist genau richtig, fesselnd, nicht sehr anspruchsvoll, aber auch nicht platt. Die Liebe zur Landschaft, zu den Menschen die dort beheimatet sind und zur Kultur der Samen ist stets zu spüren und zieht den Leser förmlich in das Geschehen rein. Die Geschichte ist gut durchdacht und logisch aufgebaut. Die Spannung baut sich nur ganz allmählich auf, steigert sich aber bis zum großen Showdown am Ende. Glaubt man zunächst den Mörder schon zu kennen, muss man sich bald eines Besseren belehren lassen. Die Figuren sind gut ausgearbeitet, ihre Handlungs- und Denkweise ist jederzeit nachvollziehbar. Leider kann man, bedingt durch die Fülle der auftretenden Personen und ihre für uns ungewohnten Namen, schon mal den Überblick verlieren – ein Personenverzeichnis wäre hier sehr hilfreich.

Fazit: Ein „leiser“ Krimi, der seine Spannung ganz allmählich aufbaut und der hauptsächlich durch seine beeindruckenden Naturbeschreibungen und tiefgehenden Einblicke in die faszinierende Kultur der Samen besticht. Diese sehen z. B. in den Nordlichtern die Geister ihrer Toten, daher auch der ungewöhnliche Buchtitel.