Dr. Psycho

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„Ein Oyinbo zu sein hieß, nicht mehr richtig zu ticken, nicht mehr alle Tassen im Schrank zu haben.“ Oyinbo wird Marie Krause von ihrer afrikanischen Freundin Nkem genannt und dieser Ausdruck trifft das Naturell der Gerichtsmedizinerin außerordentlich präzise.
Da der Klappentext ebenso wie der Titel nicht ganz glücklich gewählt ist erlaube ich mir ein paar Worte zum Inhalt.

Im Mittelpunkt des Romans von Susanne Staun steht ganz klar die Rechtsmedizinerin Marie Krause, die psychisch labil, nichtsdestotrotz aber auf ihrem Fachgebiet eine wahre Koryphäe ist. Sie lässt sich ins ländliche Städtchen Odense in Dänemark versetzen, wo sie schon bald mit einem Mord an einer jungen Frau konfrontiert wird, der ihr seltsam bekannt vorkommt. Hin- und hergerissen zwischen ihren privaten Problemen und ihrem sado-masochistischen Naturell und den fachlichen Problemen nimmt sie schon bald Witterung nach dem Mörder auf.

Leider ist die Handlung des Romans nicht linear aufgebaut, sondern ergeht sich immer wieder in Kapriolen, die etwas von der Grundhandlung ablenken. Zwar ist es wirklich sinnvoll, am Anfang die Protagonisten einzuführen, allerdings nahm die Schilderung der Persönlichkeit von Marie Krause für meinen Geschmack zu viel Platz ein. Susanne Staun gibt sich zwar erkennbar Mühe, eine interessante und ambivalente Persönlichkeit zu kreieren, allerdings mochte der Funke bei mir nicht so recht überspringen. Zwar läuft am Ende alles relativ stringent zusammen, das Finale war mir aber deutlich zu hanebüchen und fernab der Realität, um zu überzeugen.
So bleibt leider am Ende ein gemischter Leseeindruck zurück, da das Buch nicht vollkommen überzeugen kann, aber auch nicht gerade eine schlechte Wertung verdient – solides Mittelmaß!