Eine Rechtsmedizinerin außerhalb der Norm

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kimvi Avatar

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Im dänischen Städtchen Odense geht ein Mörder um. Er hat es auf junge Mädchen abgesehen. Als die Rechtsmedizinerin Maria Krause an den Fundort einer Leiche gerufen wird, fallen ihr rotgefärbte Abdrücke am Körper der Toten auf, die wahrscheinlich vom Täter stammen. Bei der Obduktion stellt sich heraus, dass es sich um rot gefärbten Schweiß handelt. Maria beginnt zu recherchieren. Sie entdeckt, dass diese Nebenwirkung von der Einnahme eines Arzneimittels gegen Lepra ausgelöst werden kann. Da es in Dänemark seit vielen Jahren keinen Fall von Lepra gegeben hat, müsste es doch leicht sein, den Arzt ausfindig zu machen, der das Medikament verordnet hat. Dadurch könnte man dem Täter auf die Spur kommen. Maria beginnt auf eigene Faust Ermittlungen anzustellen. Ein dunkles Geheimnis aus ihrer Vergangenheit führt allerdings dazu, dass sie an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gerät und gelegentlich den Blick für die Realität verliert. Schon bald wird klar, dass dieser Fall Maria nicht mehr loslassen wird.... **Meine Meinung Die Handlung startet im Jahr 2009 in Freiburg und wird in der Ich-Perspektive, aus der Sicht der Rechtsmedizinerin Maria Krause, erzählt. Man schlüpft in Marias Haut und befindet sich anscheinend verletzt in einem Krankenbett. Maria denkt darüber nach, wie sie in diese Situation geraten ist und was nun zu tun ist. Um die Zusammenhänge zu verstehen, springt die Handlung zurück in das Jahr 2008. Nach und nach erfährt man, was passiert ist. Marias Erinnerungen werden gelegentlich von Tagebucheintragungen unterbrochen, die ebenfalls in der Ich-Form geschrieben sind. Doch beim Lesen wird schnell klar, dass es sich hier um einen männlichen Verfasser handelt, der anscheinend etwas mit der Mordserie zu tun hat. Obwohl Maria Rechtsmedizinerin ist, unterscheidet sich dieser Thriller deutlich von anderen Genrevertretern aus dem forensischem Bereich. Denn die Kollegen dort wirken meist allwissend und ausgeglichen. Maria jedoch schleppt einen riesigen Berg Probleme mit sich herum, scheint innerlich zerrissen und depressiv. Durch die verwendete Erzählperspektive betrachtet man die Ereignisse ja aus ihrem Blickwinkel und das wirkt sich ziemlich auf die Atmosphäre dieses Thrillers aus. Obwohl der Schreibstil recht flüssig und angenehm lesbar ist, hemmt die düstere und schwermütige Stimmung stellenweise den Lesefluss. Denn Maria gerät durch ihre Ermittlungen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit und verliert gelegentlich den Überblick zwischen Realität und Wahnvorstellung. Das mag auch daran liegen, dass sie, trotz Dienstbereitschaft, zu Schlaftabletten greift, die sie gern mit Alkohol kombiniert. Es fällt schwer, sich mit dieser Hauptprotagonistin zu identifizieren und deshalb verfolgt man die Handlung eher distanziert. Die Spannung hält sich bei Marias Ermittlungen leider auch ziemlich in Grenzen, denn die Handlung plätschert meist, ohne große Höhen und Tiefen, vor sich hin. Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse zwar, doch Hochspannung und Nervenkitzel sucht man leider vergeblich. Meine Bewertung fällt deshalb auch wenig euphorisch aus, denn insgesamt gesehen konnte mich das Buch leider nicht überzeugen. Gerade bei einer Erzählung in der Ich-Perspektive ist es für mich wichtig, dass ich die Handlungen und Gedanken der Hauptfigur nachvollziehen kann. Doch das war bei diesem Buch selten der Fall. Spannung, Nervenkitzel und überraschende Wendungen kamen für meinen Geschmack ebenfalls deutlich zu kurz und deshalb werde ich definitiv keinen weiteren Fall dieser nicht alltäglichen Rechtsmedizinerin verfolgen.**