Totenzimmer

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
borabora Avatar

Von

Zum Cover:

Das Cover ist wunderbar gestaltet: schwarzer Text auf weißem Hintergrund, der allerdings durch zwei Schlitze „zerrissen“ wurde. Durch die Schlitze sieht man das rote Buch, ein perfektes Cover für einen Krimi !

Zum Inhalt:

Die Rechtsmedizinerin Maria Krause wird zu einer Leiche gerufen, in der sie ihre eigene Tochter Emilie, die sie allerdings abgetrieben hat, wiedererkennt. Das Mädchen ist anscheinend das zweite Opfer eines Serientäters, der in und um Odense sein Unwesen treibt. Maria versucht den Fall zu lösen und zu gleicher Zeit mit ihrem eigenen Leben fertig zu werden.

Meine Meinung:

Die Autorin erzählt sehr flüssig und fesselt einen ganz schnell. Allerdings erst ab Kapitel 3. Die ersten beiden Kapitel fand ich sowohl überflüssig als auch ganz schön langweilig. Aufgrund der Leseprobe wusste ich, dass es dann irgendwann besser wird, daher habe ich weiter gelesen, könnte mir aber vorstellen, dass einige Leute nach den ersten beiden Kapiteln schon abgehakt hätten. Die Krimi-Geschichte an sich (ohne die persönliche Geschichte von Maria) ist spannend und überraschend, wobei ich finde, dass der Klappentext zu viel verrät. Man findet erst gegen Mitte des Buches heraus, was die roten Flecken, hervorgerufen durch ein Lepramedikament, sind und ab da geht alles sehr sehr schnell. Das ist eigentlich eine sehr überraschende Wendung und zudem lebenswichtig für die Geschichte, daher hätte ich das nicht auf den Klappentext gepackt, wenigstens nicht in diesen Worten.

Mich hat ein wenig gestört, dass zwei Nebenhandlungen aufgebaut werden, mit denen dann nichts mehr passiert. Zum Einen ist da der Kollege John, der bei den Obduktionen assistiert. Er kommt in den ersten 100 Seiten mehrmals vor und es wird suggeriert, dass John und Maria Interesse aneinander haben. Dann wird John überhaupt nicht mehr erwähnt, nur noch einmal ganz kurz am Ende des Buches, aber da ziemlich emotionslos. Zum Anderen wird erzählt, dass Maria nach einer Vergewaltigung schwanger wurde, die Tochter jedoch abtreiben ließ und dann halb verrückt wurde. Sie inszeniert die Geburt und zieht das Kind in Gedanken Tag für Tag groß. Es wird ziemlich viel Zeit in diesem Thema investiert, allerdings wird es dann irgendwann fallen gelassen und hat zum Ende hin überhaupt keine Bedeutung mehr für die Geschichte.
Das finde ich alles sehr verwirrend. Im Hinblick darauf, dass eine ganze Serie an Büchern um Maria Krause entstehen soll, macht es dann wieder viel mehr Sinn. Sicherlich werden beide Stränge in einem anderen Buch ausgearbeitet. Da aber sicherlich nicht jeder alle nachfolgenden Bücher lesen wird, finde ich das Ganze in der jetzigen Form schwierig gestaltet.

Das Ganze erinnert mich sehr stark an Temperance Brennan, die Rechtsmedizinerin in der entsprechenden Bücherreihe von Kathy Reichs. Auch da gibt es einen roten Faden im Privatleben der Protagonistin, der in allen Büchern ein wenig weitergesponnen wird. Um ehrlich zu sein, gefällt mir diese andere Reihe etwas besser, da ich mich mehr mit der Hauptperson identifizieren kann. Das Bild, das von Maria Krause gezeichnet wird, ist zum Teil schwer zu verarbeiten. Es wird immer wieder geschrieben, dass sie eine Schraube locker hat und sich eine Schraube noch ein bisschen mehr gelockert hat. In Bezug auf diese Geschichte mit Ihrer Tochter stimmt das zwar. Ich finde aber diese Nebenhandlung übertrieben. Ansonsten wäre Maria eine Frau mit einigen privaten Problemen… aber so sind wir doch alle, da könnte man sich mit ihr identifizieren. Jetzt wirkt sie wie eine Halbverrückte.

Alles in Allem finde ich, dass die Reihe sehr viel Potenzial hat. Die Geschichte war spannend und das Ganze bietet auch für eine Reihe von Büchern genug Stoff.