Totenzimmer - Eine ganz besondere Gerichtsmedizinerin

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Es ist nicht wirklich leicht, dieses Buch zu rezensieren. Es liest sich flüssig, langweilt an keiner Stelle und unterhält wirklich ausgesprochen gut. Alles ist schlüssig und passt ineinander, wie Puzzleteilchen. Einige Stellen sind auch voller Komik und lassen den Leser sogar lachen. Susanne Staun versteht es, den Leser bei der Stange zu halten! Nordische Krimis sind immer so eine Sache, habe ich für mich festgestellt. Dieser hier ist eindeutig "anders". Schon das Cover fällt auf: : ein schlichter, weißer Schutzumschlag mit schwarzen Blockbuchstaben. Und dann zwei Schlitze darin, durch die man das knallrote Buch sieht, zwei angedeutete Blutstrofen laufen aus dem oberen Schlitz. Sehr schön gemacht!

Die Story selbst beutelt heftig. Sie beginnt mit dem Ende. Ein schriftstellerischer Kniff, der mich gleichzeitig fasziniert und nervt. Die Ich-Form ist genau mein Ding - das zieht mich noch dichter ans Geschehen heran. Da ist Maria Krause, die Gerichtsmedizinerin mit einer Vergangenheit, die sie nicht loslässt und die auch in ihrer Gegenwart Auswirkungen zeigt; da ist ihre Freundin Nkem, die ebenfalls außergewöhnlich ist und ohne die Maria längst übergeschnappt wäre; da sind die Kollegen, die es Maria nicht gerade einfach machen, ihre Macke zu verstecken; da ist die junge Tote, die Maria so sehr an ihre nie geborene Tochter erinnert; da ist der Killer, der Tagebuch führt und den Leser mit den Einträgen schockiert. Diese Mischung löst eine gefühlsmäßige Achterbahnfahrt aus. Wir sehen in Abgründe, die wir nie sehen wollten. Susanne Staun hat uns aber so im Griff, dass wir nicht wegsehen können. Wie der Einzelne das alles findet, ist persönliche Geschmackssache. Ich für meinen Teil fühlte mich exquisit unterhalten und kann es kaum erwarten, wie es mit Maria Krause weitergeht.

Der Titel ist wohl ein wenig unglücklich gewählt. Erst auf Seite 267 fällt das Wort "Totenzimmer", dann noch einmal zehn Seiten weiter - das war es dann. Mich persönlich stört das weniger, schön ist es trotzdem nicht wirklich. Auch das Zitat auf der Rückseite des Buches führt leicht in die Irre. Allerdings kann die Autorin dafür wohl wenig.