Was ist normal?

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meldsebjon Avatar

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Die Rechtsmedizinerin Maria Krause hat eine gute Stelle in Kopenhagen. Trotzdem bewirbt sie sich in Odense, was eigentlich für sie einen Abstieg darstellt. Aber da ihre Freundin Nkem dort eine Stelle als Chemikerin antritt, möchte sie nicht in Kopenhagen bleiben. Einen Ortswechsel sieht sie auch als eine Chance auf einen Neuanfang, denn mit den Kollegen in Kopenhagen hat sie so ihre Probleme. Allerdings nimmt sie diese Probleme mit, da diese irgendwie in ihrer Person, in ihrem Verhalten liegen. Seit sie vor ca 20 Jahren eine Abtreibung hatte, wächst in ihrer Vorstellung ein Kind heran. Dieses imaginäre Kind begleitet sie vom Säuglingsalter über das Kleinkindalter bis zum Erwachsenen. Sie sucht Kontakt zu Eltern "gleichaltriger" Kinder um ihre Vorstellung zu perfektionieren. Dazu kommen noch sexuelle Phantasien, die sie auf eine ungewöhnliche und gefährliche Weise auslebt. Ihr Leben spielt sich in der Rechtsmedizin ab. Ihre Wohnung wirkt unpersönlich, wird von ihr selbst "Totenzimmer" genannt.Das einzig normale scheint ihre Beziehung zu ihrer Freundin zu sein, abert auch da bleiben Fragen offen.

Etwa ein Jahr nach ihrem Wechsel wird sie nachts zu gleich zwei Todesfällen gerufen. Der erste, ein junges Mädchen mit vielen Messerstichen, erinnert an den ersten Fall, den sie gleich nach ihrer Ankunft in Odense zu bearbeiten hatte. Der zweite, ein Polizist, hat auf den ersten Blick nichts damit zu tun. Auf den zweiten Blick aber finden sich bei ihm die gleichen roten Flecken, die auch die beiden jungen Mädchen aufweisen. Es dauert eine Weile, bis dieser Stoff identifiziert werden kann, aber dann führt der Weg die Ermittlungen in die richtige Richtung.

Immer wieder finden sich in die Geschichte eingestreut Tagebucheinträge, die von dem Mörder zu stammen scheinen. Sie zeigen die Entwicklung eines kranken Gehirns, das nach außen auch lange einen normalen Anschein erweckt.

Fazit: Die ersten Seiten ziehen sich etwas in die Länge, aber das Durchhalten lohnt sich, am Ende entsteht eine wirklich hochgradige Spannung. Ich persönlich tue mich schwer, mich mit der Protagonistin zu identifizieren, da sie sich auf einem sehr schmalen Grat zwischen Normalität und Wahnsinn bewegt. Für mich schafft das eine gewisse Distanz, die letztlich aber der Lektüre nur gut tut. Was genau ist denn normal? Das Buch legt man nicht in dem schönen Gefühl aus der Hand, dass mal wieder das Gute gesiegt hat. Vielmehr macht es etwas Angst, denn wer hat schon eine Ahnung, welche Phantasien hinter all den Köpfen schlummern, die man sieht? Und bei wie vielen bleibt es nicht bei der Phantasie? Es bleibt die Furcht, auf welche Ideen Menschen gebracht werden könnten, wenn sie dieses Buch lesen!

Eine Anmerkung noch zum Cover: Auf den ersten Blick fand ich es wirklich gut, welcher deutliche Bezug hier auf den Inhalt genommen wird. Wirken doch die tatsächlichen Schnitte durch den roten Untergrund wie echte Schnittwunden. Nachdem ich aber beim Lesen mehrfach daran hängen geblieben bin und dabei die Öffnungen eingerissen habe, bin ich doch eher für gedruckte Schnitte