Debüt für Kommissar Henning Bröhmann

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Mitten in dem finalen Ehestreit kommt die Nachricht, dass im beschaulichen Nidda ein Toter gefunden wurde. Beim dortigen Karnevalsumzug wurde ein als Tod verkleideter Mann tot aufgefunden. Toter geht’s wirklich nicht. Kommissar Henning Bröhmann muss sich umgehend um den Fall kümmern. Da passt es wirklich schlecht, dass sich ausgerechnet jetzt seine Frau eine Auszeit von der Ehe nimmt. Der Kommissar steht nun vor gleich zwei ungewohnten Situationen: die Ermittlungsarbeit kann nicht nur vom Schreibtisch aus gemacht werden und zu Hause muss er Kinder und Haushalt organisieren.

 

Der erste Fall für Henning Bröhmann lässt sich nur schwer in eine Kategorie einordnen. Zum einen ist der Mordfall definitiv ein Krimi. Würde die dörfliche Polizeistation nun mit den Ermittlungen beginnen, wäre es sicher ein spannender Handlungsstrang. Leider kommt der Hauptkommissar nur schwer in Gang und überlegt viel zu lange, auf wen er stattdessen die Arbeit delegieren kann. Wie zufällig wirken da die Hinweise, die dann doch zur Aufklärung des Falls führen. Zum anderen ist es ein Familienroman. Die Schwierigkeiten, mit denen sich Familienvater Bröhmann konfrontiert sieht, geht er ganz charaktertreu an, indem er die Arbeit mal wieder anderen überlässt. Der unfreiwillig alleinerziehende Vater ist mit Job und Familienleben völlig überfordert. Humorvoll geht der Autor daran, Schulprobleme und Ärger im elternselbstverwalteten Kindergarten zu konstruieren und sorgt dabei doch für einige Schmunzler. 280 Seiten sind dann aber doch arg viel Lesestoff, dass sich Henning nun so gar nicht zum Positiven verändert. So memmt er sich konsequent durch die Geschichte und nervt dabei nicht nur seine fiktive Umwelt.

 

Die versteckten Themen wie der Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft, Vereinsamung und Überlastung durch Beruf und Familie gehen im Getöse des Klamauks unter. Die Themen werden allerdings auch mit Klischees überladen, sodass der Ausgang der Geschichte schnell vorhersehbar ist. Die eingeschobenen Ansichten von Franziska wirken wie ein Gegenpol. Für meinen Geschmack kam dieser Teil entschieden zu kurz. Nachdem nun aber alle Charaktere vorgestellt wurden, würde ich einem weiteren Fall in Bad Salzhausen eine weitere Chance geben. Ein bisschen Hoffnung, dass sich Bröhmann besser in seiner Welt zurecht findet, habe ich doch.