Der tote Tod und die Memme aus Überzeugung

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mazapán Avatar

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Was passiert, wenn man kein guter Polizist ist und auf einmal einen Mordfall lösen muss? Und wenn gleichzeitig die Ehefrau von heute auf morgen weg ist, weil sie eine Auszeit braucht und den schlechten Polizisten mit zwei Kindern in empfindlichem Alter allein lässt?

Hennig Bröhmann, selbsternannte Memme und Vogelsberger Kriminalhauptkommissar, freut sich über einen freien Nachmittag mitten im Faschingstrubel und auf die Übertragung eines Fußballspiels, als seine Frau ihn darüber informiert, dass sie für eine undefinierbar lange Zeit weg muss, um ihr Leben neu zu ordnen.

Gleichzeitig meldet sich Bröhmanns Bereitschaftshandy: Ein Mann, als Tod verkleidet, wurde tot aufgefunden. Alles deutet auf Mord. Henning Bröhmann muss anscheinend da durch.

 

"Toter geht's nicht" ist Dietrich Fabers erster Roman und auch Henning Bröhmanns erster Mordfall.

Mit viel Witz, aber auch mit viel Gefühl beschreibt Faber Bröhmanns "Kalvarienweg" als allein erziehender Vater und ermittelnder Kommissar mit wenig Durchsetzungsvermögen. Mitten im Vogelsberger Nichts treffen wir viele sympathische und weniger sympathische Charaktere, deren Aufgabe nur darauf bestehen, dem memmenden Kommissar entweder das Leben leichter zu machen oder unglaublich schwer.

 

Dietrich Faber hat es auf jeden Fall geschafft, dass ich mich, obwohl ich eine Frau bin, mit Henning Bröhmann identifiziere, sogar mit ihm leide.

Unterhalten hat er mich 288 Seiten lang.

Dabei hat ihm bestimmt geholfen, dass er ein erfahrener Kabarettist ist, der seine Fähigkeiten als Komödiant beim Niederschreiben von Henning Bröhmanns Abenteuer gut eingesetzt hat.

"Toter geht's nicht" ist aber auf keinen Fall ein oberflächlicher Roman.

Trotz des heiteren Schreibstils und trotz eines Mordes, der nur halbherzig und nebenbei gelöst werden will, bietet dieses Buch genug Stoff zum Nachdenken.

 

Leider pupste der Hund zu häufig und Bröhmann war doch memmiger als mir lieb war... so dass ich ab und zu bei manchen Situationen, wahrscheinlich wie seine Teenie-Tochter, die Augen verdrehen musste. Sehr gut hat mir gefallen, wie der Mord am Ende plötzlich und unerwartet durch eine überraschende Wende noch an Bedeutung gewonnen hat!

 

"Toter geht's nicht" von Dietrich Faber ist eine schöne, amüsante Lektüre, vor allem für solche Tage, an denen man etwas frustriert ist. So lernt man, dass es noch schlimmer und frustrierender gehen kann und als gute Nebenwirkung lacht man oft beim Lesen. Man weiß ja, Schadensfreude ist die beste Freude. Nur bei Henning konnte  ich leider diese Schadensfreude nicht so richtig genießen, denn oft hätte ich ihn sehr gern in den Arm genommen.