Der wehleidige Kommissar und ein toter Tod

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Kriminalhauptkommissar Henning Bröhmann lebt und arbeitet im hessischen Vogelsberg. Ersteres schon immer, letzteres seit einigen Jahren oder auch garnicht. Henning ermittelt nämlich nicht gerne, sondern überlässt dies eher seinen Kollegen. Lieber hat er seine Ruhe, dies übrigens auch von seiner Frau Franziska, der pubertierenden Tochter Melina und seinem kleinen Sohn Laurin. Doch dann wird das beschauliche Leben von Henning Bröhmann gehörig durcheinander gebracht. Auf dem Faschingsumzug wird ein als Sensemann verkleideter Mann erschlagen, sein fähigster Kollege Markus Meirich nimmt auf unbestimmte Zeit Urlaub und seine Frau Franziska nimmt sich eine Auszeit von der Familie. Nun muss Henning alles selber machen, ermitteln und allein erziehen.

Dietrich Fabers Debutroman ist ein sogenannter Lokalkolorit-Krimi. Der Hauptcharakter Henning Bröhmann erzählt in der Ich-Form die Ereignisse eines Zeitraumes von fünf Wochen. Untebrochen wird diese Erzählung durch kurze schriftliche Statements der Ehefrau Franziska. Ermittlungen und Privates haben beide einen wichtigen Stellenwert, so dass der Kriminalfall nicht immer im Mittelpunkt steht. Der Text ist leicht zu lesen und nur an wenigen Stellen kommt der hessische Dialekt zum Tragen. Der Grundton ist eher lustig, auch wenn manche ernsten Themen durchschimmern. Ganz deutlich merkt man, dass der Autor ursprünglich aus dem Kabarett-Comedyfach kommt. Oft ist die Handlung vorhersehbar, auch wenn der Kriminalfall erst gegen Ende komplett aufgelöst wird.

Ich lese sehr gerne Regional-Krimis und ich mag auch sogenannte "sanfte" Krimis, so bin ich davon ausgegangen, dass mir dieser Krimi sehr gut gefallen könnte, vorallem, weil mir auch die Leseprobe gefiel. Leider finde ich jedoch,dass dieses Buch nicht mit den anderen Bücher seiner Art mithalten kann. Irgendwie hat es von einigen zu viel und von anderem zu wenig. Die Charakter sind an einigen Stellen zu überzeichnet, die pubertierende Tochter spricht z.B. auch gegenüber ihrem Vater eine Sprache, die ich von einer Lehrerin-Polizistin Tochter, die aufs Gymnasium geht, so nicht erwarten würde. Ich gehe davon aus, dass viele Jugendliche sehr wohl normal reden können, auch wenn sie untereinander einen eigenen Slang sprechen. Die beiden Elternteile (Franziska und Henning) sind einem grundsätzlich sympathisch, aber dann wieder auch nicht, denn ihre Welt scheint sich in weiten Teilen nur um sie zu drehen und schon ist auch nicht mehr alles lustig. Auch gibt es hin und wieder (zumindest zu Beginn) im Text Wiederholungen von Sachverhalten, obwohl nur wenige Zeilen dazwischen liegen, dies stört zwar nicht den Lesefluss wirkt aber irgendwie laienhaft.

Alles in allem bin ich nicht traurig, dass ich dieses Buch gelesen habe, es konnte mich trotz der genannten Kritikpunkte, doch auch unterhalten. Es ist ja auch ein Debutroman, der durchaus Defizite haben darf.Allerdings werde ich den Folgeroman wohl eher (ersteinmal) nicht lesen, denn so überzeugt hat mich der Hauptcharakter nicht und der Regionalkrimi-Markt hat da einfach zuviel (bessere) Auswahl zu bieten. Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass Leser aus dem Vogelsbergkreis diese Buch mit ganz anderen Augen lesen und überhaupt, Geschmäcker sind ja zum Glück verschieden.