Guter Auftakt der Dilogie

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nathi_taiwan Avatar

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Als Quinn für ihr Studium ins kleine Städtchen Nanaimo auf Vancouver Island zieht, möchte sie einen Neuanfang wagen. Zu viel ist in den vergangenen Jahren passiert, angefangen von plötzlichen Wutanfällen, über merkwürdige Visionen in ihrem Kopf bis hin zum Verlust ihrer Freunde, die sich ihr komisches Verhalten nicht länger erklären können. Auch Quinn selbst ist verwirrt. Bis sie auf dem Campus dem mysteriösen Nathan über den Weg läuft, der ihr dabei hilft, die Geheimnisse aus ihrer Vergangenheit Stück für Stück ans Licht zu tragen… doch zur selben Zeit verschwinden mehrere Personen – kann es einen Zusammenhang geben zwischen Quinns Auftauchen und deren Verschwinden?

Die Geschichte wird abwechselnd aus Quinns und Nathans Perspektive erzählt. Wir erfahren, wie Quinn sich nach und nach in ihrer neuen Umgebung einlebt, dass sie aber gleichzeitig sehr irritiert ist von den Rivalitäten und Hierarchien unter den Studierenden, die so gar nicht zu einer Uni passen. In dieser Zeit verschlimmern sich ihre „Visionen“, Quinn fühlt sich verfolgt und wendet sich verzweifelt an Nathan, der ihr die Sage über die Wandler der First Nations erzählt – denn jede Geschichte hat ihren wahren Kern…

Die Handlung kommt nur sehr langsam in Fahrt. Während die ersten zwei Drittel des Buches eher ruhig vor sich hinplätschern, zieht die Autorin im letzten Drittel des Buches den Spannungsbogen ordentlich an, die Ereignisse überschlagen sich. Obwohl von Beginn an eine leicht düstere, von Verfolgungsangst und dunklen Wäldern geprägte Stimmung herrscht, geht es am Schluss doch überraschend blutig und gefährlich zu. Einerseits hat es mir gefallen, dass die Geschichte sich Zeit lässt, um in Gang zu kommen, weil es zu Quinns Situation passt, und sie erst viele kleine Puzzlestücke des Rätsels um ihre eigene Vergangenheit zusammensetzen muss. Außerdem ist die Reihe auf zwei Bände ausgelegt, weshalb ein solider Aufbau der Handlung und des Settings nochmal wichtiger ist. Andererseits habe ich mich ein wenig überladen gefühlt von den Auflösungen und Ereignissen im letzten Drittel des Buches – zwar habe ich einige dieser Wendungen vermutet, aber die Schlussszenen waren auf keinen Fall vorhersehbar. Besonders der Kontrast zwischen den wenig ereignisreichen ersten 350 Seiten und dem actiongeladenen Finale war schwierig, ich hätte mir daher gewünscht, dass sich einige Auflösungen schon vorher anbahnen würden, sodass man am Ende nicht mit großen Augen ungläubig von einer Lösung zur nächsten schlittert.

Quinn hat mir dabei als Protagonistin dennoch sehr gut gefallen. Obwohl sie keine leichte Kindheit und Jugend gehabt hat, ist sie mutig, schlau und hält ihre Meinung nicht zurück. In manchen Szenen hat sie ein wenig voreilig gehandelt, aber dadurch ergab sich ein stimmiges Bild ihres Charakters. Natürlich ist auch Nathan sehr angetan von ihrer Art und fühlt sich zu ihr hingezogen. Doch das Geheimnis aus Quinns Vergangenheit macht eine Zukunft für die beiden sehr unwahrscheinlich. Während Quinn aber darum kämpft, die Geschichtsschreibung zu verändern, hat sich schon längst eine andere Macht aufgetan, die Rache ausüben möchte…

Alles in allem ein origineller Auftakt dieser Fantasy-Dilogie, der nach einigen Längen am Anfang zu einem spannenden und actiongeladenen Höhepunkt kommt. Ich möchte definitiv wissen, wie der finale zweite Teil ausgeht!