Easymobisi

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constanze_pachner Avatar

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Im Roman #trabant von #stefansommer treffen wir als Leser*innen auf Georg Himmel, der am Pool in einem Nobelhotel Kroatiens an der istrischen Küste flaniert. Die Hochzeit seines besten Freundes Juri steht an, doch dann ploppt eine Textnachricht seines Vaters auf seinem Handy auf, die wohl nicht für ihn bestimmt war, sondern für eine Lisa, die er nicht kennt. Mit Juris begleitendem Verständnis schwingt sich Georg in den alten Corsa, und zischt Richtung München ab. Für ihn beginnt ein körperlicher wie geistiger Roadtrip der ganz besonderen Art - immer mit der Frage im Kopf, ob es da ein Narrativ im Leben seiner Eltern gab, das er eventuell übersehen hat.

Eine zu Beginn etwas zögerliche, leicht verkappt verhaltene Erzählstimme fließt in ein miniaturhaftes Aufbäumen, und beginnt spätestens mit der Wortkreierung 'Easymobisi' sich allen Mitteln des Charmes zu bedienen. Voll bissig moderner Dramatik inszeniert der Autor das Geschehen, welches von rauschhaft auf- und abtauchenden Traumfetzen, die Licht im Dunkel der Vergangenheit suchen, unterbrochen wird. Es regnet blitzklare, verdichtet aus der Welt genommene Bilder, und hagelt Szenen, die voller Witz das lachende Lesen garantieren.

"Georg kann ihre malmelnden Kiefer, die sich wie Kontinentalklappen vor Erdbeben ineinanderschieben, bis auf die Rückbank knirschen hören. Und mit einem Schmatzen rutscht sein verschwitzter Körper die Sitzlehne nach unten."64

Dem Autor gelingt noch etwas ganz besonderes, denn er verheddert sich nicht in Sentimentalitäten, wenn es um die Schilderung des Traurigen geht, sondern bleibt schlicht und zart in Wort und Form, während der Hammer schwingend zum Schlag ausholt.

Viele Leser wünsche ich diesem kraftvoll kleinem Buch, welches eine Geschichte aus dem Topf der Wirrwarr-Zustände von erwachsenen Kindern, deren Eltern immer die Klappe gehalten haben, gezogen hat. Spannend mit ganz viel Esprit erzählt!

"Die Heimlichtuerei der Eltern, das Schweigen, das Tapfer-Sein, das Aushalten, das Runterschlucken, dieses Allesmitsichausmachen hat diese ganze Scheiße doch erst in Gang gesetzt, erst dieses In-sich-hinein-Leben zwingt sie alle in den Wahnsinn." 209