Kann ich meiner Umlaufbahn vertrauen?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
marielle_liest Avatar

Von

Eine wirre SMS des Vaters veranlasst Georg, sich ins Auto zu setzen und kurz vor der Hochzeit des besten Freundes Hals über Kopf aus Kroatien abzuhauen. Er muss das Schlimmste verhindern, die Wahrheit herausfinden und seine Familie retten – daran führt kein Weg vorbei. Auf der Fahrt zurück nach Deutschland sind skurrile Gedanken und ebenso skurrile Erlebnisse Georgs ständige Begleiter.

Georg macht sich viele Sorgen – häufig unbegründet, er hasst es, im Mittelpunkt zu stehen, er hat Ängste, die sich auch körperlich äußern und er fühlt sich vor allem in der Schulzeit so fehl am Platz, dass es kaum auszuhalten ist. Was sich alles nach einem richtig seltsamen Typen anhört, hat jedoch auch eine andere Seite. Denn Georg hat eine ganz besondere Bindung zu seinen Eltern und ein unerklärliches Gespür für das, was in unserer Welt für die meisten im Verborgenen bleibt. Wenn es darauf ankommt, kann er über seinen Schatten springen und seine größte Faszination sind Himmelskörper – was auch den Titel des Buchs erklärt. Der Trabant der Erde ist der Mond und ebenso scheint Georg der Trabant seiner Eltern zu sein und umgekehrt.

Im Laufe der Kapitel erzählt der Autor viele lustige und rührende Stationen von Georgs Kindheit. Das gelingt ihm mit seiner bildhaften und lebendigen Sprache so gut, dass ich mich schnell so fühlte, als wäre ich mittendrin im Familienleben. Viele Momente zwischen Georg und seinen Eltern haben mich tief bewegt und mich oft an meine eigene Kindheit erinnert.

Auch das Ende des Romans geht richtig ans Herz und kommt mit einer unerwarteten Wendung um die Ecke. Ich habe die letzten Seiten sogar zwei Mal gelesen, weil ich dieses zarte und empfindliche Verglimmen von all den Sorgen noch einmal erleben wollte.

Georg hat mich von Anfang an eingenommen und ich bin unglaublich dankbar, dass es dieses Buch gibt. Es zeigt, dass in unserer Welt häufig kein Platz ist für all die sensiblen und einsamen Seelen, die sich eine Daseinsberechtigung im Orbit des Alltags so sehr wünschen würden. Ich empfehle dieses Buch allen, die Lust haben auf große Gefühle, auf das Annehmen der eigenen Schwächen, die aber genauso gut Stärken sein könnten, und auf ehrliche und ungeschönte Verletzlichkeit.

Manche Bücher treffen mitten ins Herz... Ich habe "Trabant" gefühlt und gelebt – und in einem Zug durchgelesen.