Keine leichte Kopfgeburt, aber jeder Satz, aber dennoch voller Hoffnung.

Immer wieder erstaunlich, wie ein Buch seinen Leser findet. Heute habe ich meinem kleinen Jungen etwas über Glasbläser erzählt, als ich ihn ins Bett brachte. Ich schreibe selbst und bin durchaus mit den Problemen der Frau vertraut, die sich in diesem Roman als Schriftstellerin zeigt. So, wie ich es vermutlich auch gerade durchmache. Eine Art Nebel im Kopf. Fakt ist, ich muss mich bei diesen Zeilen nicht durchkämpfen, um mehr zu erkennen. Mit jeder Zeile habe ich das Gefühl, der Autorin näher zu sein, näher zu kommen. Ich möchte das Buch lesen, weil es mich zutiefst persönlich berührt. In jeglicher Hinsicht. Die Autorin findet tolle Vergleiche und Bilder, die man so schnell nicht wieder vergisst. Ein Beispiel: "An einer roten Ampel stürzten zwei Halbwüchsige auf ihn zu und kippten Seifenwasser über die Windschutzscheibe."

Allein schon die Tatsache, dass ich zwei Jungs habe, 1 1/2 und 4 Jahre macht es mir noch mehr begreiflich, die Situation auf der Geburtenstation. Hier habe ich einmal miterlebt, wie es von allen Seiten daher geschrien kam und von der anderen Seite aus betrachtet, fühlte ich mich im Abseits stehend. Ich habe die zweite Geburt um eine Stunde verpasst, fast so, als würde ich ein Fußballspiel anschauen, was ich natürlich nicht tat. Kurzum, wenn auch viel Politisches hier zu lesen ist, mag ich Stil, Sprache, Metaphern. Die Geschichte hat einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann.