Eine magische Herausforderung...

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Alan Garner: Treacle Walker – der Wanderheiler


Manchmal trifft man auf Bücher, die eine besondere Stimmung transportieren. Ein solches Buch ist „Treacle Walker – Der Wanderheiler“ des britischen Fantasyautors Alan Garner, mit dem er 2022 auf der Shortlist des Booker Prizes gelandet ist.

Als der Lumpensammler Treacle Walker vor dem Haus, in dem Joseph lebt, eintrifft, tauscht Joe einen alten Schlafanzug und das Schulterblatt eines Lammes gegen ein Töpfchen „Der Armen Mannes Freund“ und damit beginnt für Joe, der auf einem Auge schwachsichtig ist und deshalb über dem guten Auge eine Augenklappe trägt, ein fantastisches Abenteuer.

„Treacle Walker“ ist ein faszinierendes Buch voller sprachlicher Verrücktheiten, fantastischer Ideen und popkultureller Anspielungen, das auf wenig mehr als 150 Seiten seine Leserinnen und Leser voll in Beschlag nimmt, wenn man es denn zulassen mag. Denn insgesamt gleicht die Geschichte eher einem Fiebertraum oder einem knallbunten psychedelischen Erlebnis als dass sie eine klar strukturierte Handlung hat. Joe trifft auf Figuren der englischen Mythologie, lebendig gewordene Comicfiguren und viele weitere Wesen, die ihn dazu bringen, sein Wahrnehmen und die Empfindung der Realität in Frage zu stellen.

Mein persönlicher Lieblingscharakter ist dabei der Lumpensammler, der immer wieder scheinbar sinnlose Sätze wie „Ungefundne Knochen singen lauter“ von sich gibt, der Weisheit und Narretei in sich vereint. Dabei verzichtet Garner allerdings auf eine Erklärung und so lässt das Büchlein sein Publikum ein ums andere Mal ratlos zurück. Denn die Bedeutung der Geschichte muss jede:r für sich selbst herausfinden. Einfache Lösungen gibt es nicht.

Das wird viele Leser:innen ärgern, verwirren und enttäuschen. Aber wer sich darauf einlässt, der bekommt eine wahrhaft magische Geschichte präsentiert…