Wellen der Vergangenheit: Eine Familie zwischen Geheimnissen und Meer

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stmoonlight Avatar

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Stellt euch vor, ihr sitzt am Ufer eines stürmischen Meeres, die Wellen tosen und mit jeder Welle scheint ein neues Geheimnis an Land gespült zu werden. Genau dieses Gefühl vermittelt das Buch, das ich gerade in Händen halte. Die Geschichte, die sich zwischen den Buchdeckeln verbirgt, ist weit entfernt von der ruhigen See, die das äußerlich so ansprechende Cover suggeriert. Aber lasst uns von vorne beginnen.

Da haben wir Adam, einen kurz vor der 70 stehenden Meeresbiologen, der noch lange nicht ans Aufhören denkt. Vielmehr schmiedet er Pläne, die seine berufliche Laufbahn krönen sollen. Dafür geht er sogar soweit, mit der Dosierung seiner Medikamente zu experimentieren. Ein gewagtes Unterfangen, das seine Umwelt in Aufruhr versetzt, insbesondere seinen Sohn Ken. Dieser befindet sich gerade auf einer beruflichen Erfolgswelle und möchte diesen Triumph mit seiner Frau auskosten. Doch die familiären Strudel ziehen ihn unweigerlich in ihre Tiefen.

Und dann ist da noch die Art und Weise, wie diese Geschichte erzählt wird. Mit einer Prise Humor, die nie ins Seichte abdriftet, navigiert die Autorin geschickt durch die emotionalen Untiefen der Familie Gardener. Adam, mit seiner festen Überzeugung, durch eine wissenschaftliche Entdeckung Unsterblichkeit zu erlangen, und seiner kritischen Sicht auf die Welt, bringt nicht nur Farbe, sondern auch eine gewisse Skurrilität in die Geschichte – exemplarisch dargestellt in seiner Assoziation von orangenen Socken mit einer bestimmten sexuellen Orientierung.

'Treibgut' ist jedoch mehr als eine Sammlung kurioser Charakterzüge. Es ist eine Erzählung über Abby und Ken, zwei Geschwister, die trotz ihrer einst engen Bindung, sich in einem Gewirr aus Konflikten, Vergangenheit und lang gehüteten Geheimnissen wiederfinden. Als ihr Vater beschließt, die Zügel seines Lebens noch einmal fest in die Hand zu nehmen, kommen all diese verborgenen Strömungen an die Oberfläche. Und als wäre das nicht genug, taucht plötzlich eine Fremde auf und fügt der ohnehin schon komplizierten Familienkonstellation eine neue Dimension hinzu.

Das Buch verspricht nicht nur aufgrund seiner Charaktere und der facettenreichen Beziehungen eine spannende Lektüre. Der angenehme Schreibstil, der die Seiten fast wie von selbst umblättern lässt, und die malerischen Orte, an denen sich die Handlung entfaltet, verleihen dem Roman eine besondere Atmosphäre. Es ist, als würde man einen Urlaub in einem Buch erleben, wobei jede Seite eine neue Brise mit sich bringt.

Nach der Lektüre der ersten Kapitel steht für mich fest: Dieses Buch muss ich unbedingt weiterlesen. Die Mischung aus interessanten Persönlichkeiten, spannenden Konstellationen und einem Schreibstil, der sowohl Leichtigkeit als auch Tiefe verspricht, macht 'Treibgut' zu einem Roman, der nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt. Es ist, als würde man auf einer Welle reiten, die einen unweigerlich in die Geschichte hineinzieht. Ein echtes Lesevergnügen, das ich euch wärmstens ans Herz legen möchte. 🌊📖