Die Familiengenetik der Gadners
Das Buchcover stellt eine gemalte, traumhaft schöne Szene am Meer dar - zwei Kinder spielen am Strand - ein Idyll. Doch wie in fast jedem Idyll sind es die langen Schatten, die sich in den blauen Himmel schieben. Adrienne Brodeur hat ihren Roman in die Landschaft Cape Cods geschrieben und lässt uns Kapitel für Kapital die Familie Gardner besser kennenlernen. Abwechselnd werden die Hauptprotagonisten, der Vater Adam und seine inzwischen erwachsenen Kinder Abby und Ken vorgestellt und das macht Frau Brodeur sehr geschickt, so dass die Puzzlestücke der einzelnen Figuren immer mehr zu einer psychologisch sehr genau beschriebenen Familienaufstellung werden. Der Vater mit seiner bipolaren Störung, der zwischen Größenwahn und Absturz pendelt, die beiden Geschwister, die ohne Mutter aufwachsen (und auf Grund der Krankheit des Vaters) keine verlässliche Bindung und Orientierung erleben, klammern sich eng aneinander und finden nur schwer eine Abtrennung und werden zu konkurrierenden Rivalen; Geschwisterliebe, die zur Hassliebe wird und die Bombe platzt an der Geburtstagsfeier des 70-jährigen Adam. Der Roman streift sehr viele Themen, frühe Verletzungen und Erfahrungen, psychische Erkrankung eines Elternteils, den Wahlkampf 2016 zwischen D. Trump und H. Clinton, Alkoholismus, Eheprobleme und diese Vielfalt mindert den Roman eher, aber insgesamt eine gute Lektüre, die mich hinter die Kulissen einer Cape Cod Familie blicken lässt und die Schatten der Familienbiografie aus dem Keller ans Licht bringt.