Geschlechterrollen auf dem Prüfstand

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buecherwurm Avatar

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Man riecht schon das Meer, wenn man das geschmackvolle Cover betrachtet, und dieser Duft bleibt über die gesamten 462 Seiten erhalten. Ein wunderbar atmosphärisches Setting, und ein spannender Plot, der sich immer mehr zuspitzt.
Die Familie, um die es geht, ist ziemlich normal, im Sinne von:
Jede Menge Probleme!
Der alte Meeresbiologe mit bipolarer Störung ist ein konservativer Mann, der immer wieder von Tochter und Enkelinnen in seine Schranken verwiesen wird. Der Sohn politisch ambitioniert und ebenfalls kein Befürworter einer Aufweichung alter Geschlechterrollen. Die Tochter erhält aber schon bald Verstärkung. Mit Auftauchen einer weiteren unehelichen Tochter, noch dazu lesbisch, kommt alles ins Wanken.
Die Charaktere sind teilweise klischeehaft dargestellt, die Lesbe ist Polizistin, die andere Tochter erstaunlich erfolgreiche Künstlerin mit Bindungsangst. Natürlich gibt es auch einen schrulligen Therapeuten, der während der Sitzung Algen verzehrt, aufgeweckte, zwölfjährige Zwillingstöchter, sowie eine sich aufopfernde Familienmanagerin mit Alkoholproblem. Alle leben den amerikanischen Traum.
Indem den Charakteren im Wechsel Kapitel gewidmet werden, fällt es leicht, sich ein Bild von den einzelnen zu machen. Sprache und Struktur sind unmittelbar verständlich und immer eindeutig.
Der Roman greift die politische Stimmung im Jahr 2016 auf, bevor Trump Präsident wurde.
Er folgt dem Trend starker Frauenfiguren. Dies ist lobenswert, schießt allerdings leicht übers Ziel hinaus, und wirkt dadurch etwas unnatürlich und gewollt.
Für einen Strandurlaub das richtige Buch!