Sommer schwemmt Familientreibgut an

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Adrienne Brodeur nimmt mich ganz in diese Familiengeschichte mit, die mitten unter den Reichen und Schönen von Cape Cod die Tragik einer gestörten Blutsgemeinschaft aufzeigt. Adam ist erfolgreicher Meeresbiologe, Walforscher und Familienoberhaupt. Seine bipolare Störung war gut medikamentös eingestellt, bis er sie zugunsten einer möglichen neuen Forschungsentdeckung absetzte. Er geht auf seinen 70. Geburtstag zu, auf den sich der Roman zuspitzt. Adams Tochter Abby ist Künstlerin, baut Skulpturen aus Treibgut und ist heimlich schwanger. Ihr Bruder Ken, auf dem Weg ein erfolgreicher Politiker zu werden, zeigt sich ziemlich egozentrisch. Steph schleicht sich in die Familie im Bewusstsein, Adams Tochter aus einem kurzen, fernen Techtelmechtel zu sein. Was klingt wie der Beginn eines Groschenromanplots, ist jedoch die Basis für einen gut gemachten Familienroman.

Die Autorin arbeitet schriftstellerisch mit den unterschiedlichen Perspektiven der Beteiligten: Adam, Abby, Ken und Steph. Weitere handelnde Personen sind gut eingearbeitet und plastisch, glaubhaft sowie aussagekräftig in die Story gewoben. Der Roman treibt wie Treibgut so dahin, kommt ohne reißerische Kliffs aus und ist doch spannend. Gezielt führen die perspektivierten Kapitel auf Adams 70. Geburtstag zu, an dem sich die Störungen und Verzerrungen, welche es in der Familie gibt, zu kumulieren scheinen und man als Lesender ein Feuerwerk erwarten kann. Durch den flüssigen Schreibstil sind die knapp 460 Seiten schnell gelesen.

Irgendwie gut zu wissen, dass selbst in den reichen und schönen Familien der Zahn nagt. Tolle Strandlektüre.