Terra firma
"Als Kinder waren Abby und Ken Gardner unzertrennlich, doch inzwischen hat ihre Beziehung tiefe Risse bekommen. Jetzt naht der 70. Geburtstag ihres Vaters, und die Konflikte zwischen den beiden spitzen sich zu. " (Klappentext)
Warum liebe ich wohl diese Geschichten von Familien, die in aufgeblasenen Yachten über das Meer heizen, bis sie vor lauter Blindheit an einer Felsenfront zerschellen. All ihre Einzelteile erreichen darauf weit voneinander entfernt als Treibgut das 'terra firma' , und dürfen sich - wieder auf festem Boden - mit sehnsüchtigen Blick aufs Meer auf die Suche nacheinander begeben. Ja warum? Ich denke, weil ich als Kind selbst auf einer solchen Familienyacht gefangen war, und im Speed Tempo über das Wasser getrieben wurde: Seht Herr, unser Haus, unser Boot, unser Auto, unsere Kinder...bla, bli, blub, und keiner hört die Kinder, die die Felsen schon von Weitem sehen - oh nein, auf das Kommando der Erwachsenen volle Fahrt voraus!
Wer leichten Fußes den Alltag vergessen möchte, ohne auf ein Fußbett fundierter Poesie verzichten zu müssen, der greife nach dem Roman #treibgut von @adriennebrodeur . Er ist mehr als nur eine wärmende Sommerlektüre, er ist ein in sich ruhendes Gut aus angetriebenen Schätzen, die man im Sand sitzend genau inspizieren möchte. Keine Seite vereitelt, keine Seite stockt - alles rieselt durch die Zehen, und regt kitzelnd zum Meereswatscheln an. Eine Schriftstellerin, die ihr Handwerk in charmanter Balance beherrscht, dreht in gleichmäßiger Anspannung am Zahnrad der Erzählung.
Mit einer kreischenden Möwenfeder zeichnet die Autorin die Erzählstimmen der Männer sich so hineinversetzend genial, dass ich mich manchmal vor kringeln kaum ein bekommen konnte. Sie lässt die Worte von den im 'makrelengrauem' Starrsinn gefangenen Männern einfach so stehen, wie sie fließen, überlässt jenes Treibgut ihnen - zu Recht, denn auch sie haben eine Geschichte, der es wert ist zuzuhören.
"Und obwohl sie sich schwor, ihr Kind niemals so allein zu lassen, wusste sie auch, dass sie ohne diese Zeit nicht der Mensch geworden wäre, der sie heute war." (S.461)
Lieben Dank an @rowohltverlag und an @vorablesen für das #rezensionsexemplar
Warum liebe ich wohl diese Geschichten von Familien, die in aufgeblasenen Yachten über das Meer heizen, bis sie vor lauter Blindheit an einer Felsenfront zerschellen. All ihre Einzelteile erreichen darauf weit voneinander entfernt als Treibgut das 'terra firma' , und dürfen sich - wieder auf festem Boden - mit sehnsüchtigen Blick aufs Meer auf die Suche nacheinander begeben. Ja warum? Ich denke, weil ich als Kind selbst auf einer solchen Familienyacht gefangen war, und im Speed Tempo über das Wasser getrieben wurde: Seht Herr, unser Haus, unser Boot, unser Auto, unsere Kinder...bla, bli, blub, und keiner hört die Kinder, die die Felsen schon von Weitem sehen - oh nein, auf das Kommando der Erwachsenen volle Fahrt voraus!
Wer leichten Fußes den Alltag vergessen möchte, ohne auf ein Fußbett fundierter Poesie verzichten zu müssen, der greife nach dem Roman #treibgut von @adriennebrodeur . Er ist mehr als nur eine wärmende Sommerlektüre, er ist ein in sich ruhendes Gut aus angetriebenen Schätzen, die man im Sand sitzend genau inspizieren möchte. Keine Seite vereitelt, keine Seite stockt - alles rieselt durch die Zehen, und regt kitzelnd zum Meereswatscheln an. Eine Schriftstellerin, die ihr Handwerk in charmanter Balance beherrscht, dreht in gleichmäßiger Anspannung am Zahnrad der Erzählung.
Mit einer kreischenden Möwenfeder zeichnet die Autorin die Erzählstimmen der Männer sich so hineinversetzend genial, dass ich mich manchmal vor kringeln kaum ein bekommen konnte. Sie lässt die Worte von den im 'makrelengrauem' Starrsinn gefangenen Männern einfach so stehen, wie sie fließen, überlässt jenes Treibgut ihnen - zu Recht, denn auch sie haben eine Geschichte, der es wert ist zuzuhören.
"Und obwohl sie sich schwor, ihr Kind niemals so allein zu lassen, wusste sie auch, dass sie ohne diese Zeit nicht der Mensch geworden wäre, der sie heute war." (S.461)
Lieben Dank an @rowohltverlag und an @vorablesen für das #rezensionsexemplar