Anspruchsvoll und zum Nachdenken anregend

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Tunde lebt mit seiner Frau in Harward, er ist dort Professor für Fotografie.
In diesem Buch konnte ich Tunde bei seinen Gedanken beobachten. Das Buch ist weniger ein Roman mit einer stringenten Handlung, als eine nicht chronologische Aneinanderreihung von Episoden, Reisen, Vorträgen und Gedanken. Nachdem ich das begriffen hatte, lies ich mich in diesem Gedankenstrom treiben. Das plätschert allerdings nicht ruhig dahin, sondern führt mich über Stromschnellen und stürzte mich manch einen Wasserfall hinunter, aber hin und wieder konnte ich mich auch ausruhen und ruhig auf dem Rücken im sanft dahinfließenden Wasser liegen.
Ich fand es erstaunlich, diesen Tempo- und Spannungswechsel, obwohl ich ja keine Handlung an sich erkennen konnte. Doch es gibt immer wieder Verbindungen zwischen den Passagen, imemr wieder Ereignisse, Menschen, Gegenstände, die
Die Themen sind oft Rassismus, Kolonialismus und Unterdrückung. Der ungerechten Behandlung der amerikanischen Ureinwohner wird auch viel Raum gegeben. Interessant fand ich auch die Passagen über Beutekunst, was in Deutschland auch immer wieder ein Thema ist. Außerdem geht es häufig um einen verstorbenen Freund, der in einigen Passagen auch schon mal direkt angesprochen wird. Da dachte ich erst, es ist ein Dialog zwischen Tunde oder dem Autor und diesem Toten. Doch dieser Eindruck verlor sich bei mir wieder.
Auch die Beziehung Tundes zu seiner Frau Sadako ist immer wieder Thema. Die Ehe hat Höhen und Tiefen. Sehr beeindruckt hat mich, wie Cole anhand einiger Gesten die Verbundenheit zwischen den beiden auszudrücken vermochte. Sprachlich ein ganz starkes Buch, wenn man bereit ist sich darauf einzulassen.
Ein anspruchsvoller Text, der mich immer wieder Aspekte im Internet recherchieren ließ und mich sehr zum Nachdenken gebracht hat. Mein erstes Buch des Autors, aber sicher nicht das letzte. Doch jetzt muss ich mich von der Wucht des Buches und der Bewegung die es in mir auslöste erstmal erholen.