Aussergewöhnlich und nachhallend

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monalisa13 Avatar

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Mit diesem Buch hat der Autor Henrik Szántó ein ganz außergewöhnliches Buch geschrieben. Das Cover dieser kleinen Lektüre ist in sehr einladenden warmen Farben gehalten. Der aufmerksame Betrachter sieht gleich die Vervielfachung eines einzelnen Raumes. Hier wird schon optisch verdeutlicht, dass diese Geschichte von einem Hauses und ihren Bewohnern handelt, die dieses Gebäude in einem Zeitraum von fast 100 Jahren bewohnt haben. Erinnerungen, die in den alten Mauern, im Gebälk, in Ritzen und Dielen bewahrt geblieben sind. Aus dieser Perspektive entfaltet sich ein Spektrum der jüngeren Geschichte, also vom Nationalsozialismus, bis in die Gegenwart. Gelebte Leben, Verrat, Verzweiflung, Hoffnung, Leid und Liebe alles wird gleichzeitig zur eigentlichen Gegenwartshandlung erzählt. Wer das Buch ganz aufmerksam und bedächtig liest, kann sich der Aura dieses Buches nicht entziehen.

Hier trifft die 15-jährige Nele Bittner auf die 90-jährige Irma Thon. Nele ist keine besonders gute Schülerin und demnächst steht die Geschichtsklausur über das Dritte Reich und die Gründung der BRD an. So kommt sie mit Irma ins Gespräch, die die Zeit selbst miterlebt hat. Auch Nele macht sich ihre eigenen Gedanken darüber und fragt ihre Eltern danach, die nicht mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert werden wollen. Hier wird verdeutlicht, wie eng die Gegenwart mit der Vergangenheit verknüpft ist und man sich der Verantwortung und Aufarbeitung stellen sollte, ohne auf die Frage der Schuld oder Unschuld einzugehen.

All die gelebten Leben werden so unnachahmlich zusammengewobenen, dass man sich der Thematik und diesem Schreibstil eher dieser Sprachkunst nur schwer entziehen kann. Meine Leseempfehlung.