Ein Haus erzählt

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annamagareta Avatar

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„Treppe aus Papier“ ist die autobiografische Erzählung eines Hauses von dem Autor, Moderator und Spoken Word-Künstler Henrik Szántó.

Dieser Roman ist wirklich etwas ganz Besonderes und hat mich nachhaltig beeindruckt. Es gibt viele Möglichkeiten auf die Vergangenheit zurückzublicken. Aber diese ist anders, distanziert und gleichzeitig hatte ich das Gefühl mittendrin zu stecken.

Henrik Szántó schildert die Ereignisse von 1920 bis in die Gegenwart. Dazu verleiht er einem Haus eine Stimme und dieses berichtet, was es im Laufe der Jahrzehnte erlebt hat.
Es erinnert sich an die freudigen und leidvollen Erfahrungen seiner Bewohner und arbeitet dabei gleichzeitig ein Stück deutsche Geschichte auf.

Der Schreibstil des Autors ist sehr eindringlich, poetisch und intensiv. Er eröffnet durch die Sicht des Hauses ganz neue Perspektiven und verdeutlicht durch veraltete Ausdrücke und Redewendungen die vielen Jahre, die es bereits besteht. Durch seine Erlebnisse beschäftigt man sich mit historischen Ereignissen und dabei wird spürbar, wie zermürbend diese für die Menschen und das Haus, in dem sie leben, ist.

Zwischendurch wechselt der Blickwinkel. Heute wohnt Nele mit ihren Eltern in dem Haus. Als sie für die Schule geschichtliche Informationen über den Zweiten Weltkrieg benötigt, blocken ihre Eltern ab. Ihre Nachbarin, die neunzigjährige Irma, erweist sich da als deutlich gesprächiger, so dass zwischen den beiden eine Freundschaft entsteht. Ihre Erinnerungen werden geschickt mit denen des Hauses verwoben und greifen ineinander über.

Dies ist kein Buch für zwischendurch, sondern eines, das fordert und Fragen aufwirft. Genau deswegen ist es auch wichtig. Die Zeit des Nationalsozialismus darf sich nicht wiederholen und deswegen darf sie auch nicht in Vergessenheit geraten. Mit diesem Buch sorgt Henrik Szántó dafür, dass wir uns erinnern.