Ein Haus hat etwas zu erzählen.....

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Hopeandlivevor ein paar Sekunden
Ein sehr altes Haus mitten in Berlin mit mehreren Stockwerken beginnt zu erzählen. Diese Idee hat hat mich bei der Inhaltsangabe schon fasziniert. Auch das Cover finde ich sehr gelungen, denn es zeigt ein Zimmer, dass wie eine Matroschka-Puppe immer kleiner wird und offenbart, dass sich in einem und demselben Zimmer viele Geschichten zu verschiedenen Zeiten abgespielt haben. Das Haus mit seinen Mauern, Treppen, Dielen, Ritzen, Kanälen und Rohren ist sehr aufmerksam und hat alles gespeichert. Es gibt dem Leser einen Einblick in die verschiedenen Jahrzehnte und ihre jeweilige Geschichte.

Der Autor lässt und verschiedenen Menschen begegnen. Da ist auf der einen Seite Irma mit ihren 90 Jahren, die schon als Kind im ersten Stock mit ihren Eltern gelebt hat und die NS-Zeit als Kind miterlebte. Trägt man schon als Kind in dieser Zeit eine Verantwortung, diese Frage stellt sich Irma immer wieder und durch Nele, die ihre Pubertät mit allen Höhen und Tiefen erlebt und mit ihrem Hund und ihren Eltern im vierten Stock lebt, wird sie auf eine neue Weise damit konfrontiert. Denn Nele bekommt ein ganz spezielles Geschichtsprojekt und beginnt zu verstehen, dass die Zukunft einer Erinnerung bedarf um Vergangenheit zu verarbeiten. Nele beginnt die Stufen der Geschichte hinabzusteigen und hat doch mit den Herausforderungen der Gegenwart auf eine besondere Weise zu kämpfen.

Der Autor versucht Geschichte auf eine besondere Art und Weise lebendig werden zu lassen und phasenweise hat mir die Geschichte auch durch die besondere Sichtweise des Hauses und seine Sprache gut gefallen und in einigen Kapiteln hat er den Menschen, die dort gelebt haben noch einmal Raum und Sprache gegeben. Doch immer wieder wurde der Fluss des Lesens für mich gestört, weil er einfach zu viel reingepackt hat und dann doch zu einseitig berichtet hat. Irma, Nele und auch Ruth sind sehr treffen dargestellt, ich konnte sie mir in den Räumen vorstellen und das Haus hat mir auch sehr gut gefallen. Doch warum Nele eine Beziehung ganz gemäß des Zeitgeistes in dieser Geschichte erleben musste, fand ich überfrachtend. Leser der Political Correctness mögen es gut finden, doch ich fand es unpassend wie so einiges andere auch. Dennoch werde ich mir alte Häuser ab sofort mit einem anderen Blick anschauen.