Geschichte wird erlebbar - warm, poetisch, außergewöhnlich!
Manchmal gibt es sie noch, diese Bücher, die Kopf und Herz gleichermaßen ansprechen. Diese Bücher, die man langsam und bedächtig liest, weil man nicht möchte, dass sie so schnell enden. Und diese Bücher, deren Wörter, Sätze, Kapitel noch lange nach dem Zuklappen der Buchdeckel wie ein Echo nachhallen. Henrik Szántó ist es gelungen, ein solch außergewöhnliches Buch zu schreiben – in einer Zeit, in der die Thematik kaum aktueller sein könnte.
Das helle, in bunten Farben gehaltene Cover deutet es bereits an – hier erzählt ein Haus mit all seinen Wohnungen, Räumen, Wänden, Dielen. Es berichtet von den ganz unterschiedlichen Menschen, die es im Laufe der Jahrzehnte bewohnt haben. Freud und Leid, Hoffnung und Verzweiflung, Zuflucht und Verfolgung – es lässt nicht aus, beschönigt nicht. Das Haus entpuppt sich als origineller, aber auch ehrlicher Erzähler, dem ich gerne noch länger gelauscht hätte.
Die Schicksale, die sich dort abspielen, stehen ganz im Zeichen der jüngeren deutschen Geschichte und dem Alltag der Menschen darin. Konkret durchleuchtet wird die Zeit des Nationalsozialismus und wirft unwillkürlich die Frage auf, wie wir uns damit auch heute noch auseinandersetzen möchten. Dabei wird kein Richtig oder Falsch aufgezeigt, sondern nur anhand der Protagonisten veranschaulicht, wie unterschiedlich die Konfrontation mit der Vergangenheit verlaufen kann. Es war sehr erfrischend, dies anhand der Teenagerin Nele und der alten Dame Irma zu erleben. Die weibliche Perspektive, der Kontrast der NS-Ideologie zur modernen Freiheit der Frau hätte kaum deutlicher werden können als durch diese beiden Protagonistinnen. Sie sind Kinder ihrer Zeit und gleichzeitig nicht unfehlbar, treffen Entscheidungen, bereuen diese ob der Konsequenzen.
Und nun lehrt uns ausgerechnet ein Haus, dass all das menschlich ist?
Dass dies gelingt, liegt vor allem an der sprachlichen Schönheit dieses ganz besonderen Werks. Als Laie kann ich kaum in Worte fassen, wie leichtfüßig die Sätze sich trotz des unerträglichen historischen Inhalts aneinanderreihen. Gelegentlich traut sich der Autor, einzelne Kapitel poetischer oder eben auch sperriger zu gestalten und beeinflusst so, ganz im Sinne des Inhalts, das Erzähltempo. Ich kenne keinen Autor, der die Wucht seines Inhalts sprachlich so abzufedern vermag wie Henrik Szántó. Er verkennt dabei nicht die Schrecken der Vergangenheit, er macht sie lediglich für den Leser erträglich. Am Ende hallen die Sätze noch lange nach und erfüllen damit wohl ihren Zweck – Vergangenes in der Gegenwart verarbeiten, um die Zukunft lebenswerter zu machen.
Fazit:
Die „Treppe aus Papier“ ist auf den ersten Blick vielleicht nicht für Liebhaber seichter Unterhaltung geeignet. Ich kann jedoch nur jeden einladen, diesem Buch eine Chance zu geben. Henrik Szántó hat ein hervorragendes Buch geschrieben, das in unruhigen Zeiten einen Nerv trifft. Warm und poetisch statt staubtrocken macht er Geschichte und Erinnerung erlebbar und lädt dazu ein, sich selbst und andere zu hinterfragen. Niemand hat gesagt, dass das leicht ist – aber selten ist es so außergewöhnlich erzählt worden. Mein Jahreshighlight!
Das helle, in bunten Farben gehaltene Cover deutet es bereits an – hier erzählt ein Haus mit all seinen Wohnungen, Räumen, Wänden, Dielen. Es berichtet von den ganz unterschiedlichen Menschen, die es im Laufe der Jahrzehnte bewohnt haben. Freud und Leid, Hoffnung und Verzweiflung, Zuflucht und Verfolgung – es lässt nicht aus, beschönigt nicht. Das Haus entpuppt sich als origineller, aber auch ehrlicher Erzähler, dem ich gerne noch länger gelauscht hätte.
Die Schicksale, die sich dort abspielen, stehen ganz im Zeichen der jüngeren deutschen Geschichte und dem Alltag der Menschen darin. Konkret durchleuchtet wird die Zeit des Nationalsozialismus und wirft unwillkürlich die Frage auf, wie wir uns damit auch heute noch auseinandersetzen möchten. Dabei wird kein Richtig oder Falsch aufgezeigt, sondern nur anhand der Protagonisten veranschaulicht, wie unterschiedlich die Konfrontation mit der Vergangenheit verlaufen kann. Es war sehr erfrischend, dies anhand der Teenagerin Nele und der alten Dame Irma zu erleben. Die weibliche Perspektive, der Kontrast der NS-Ideologie zur modernen Freiheit der Frau hätte kaum deutlicher werden können als durch diese beiden Protagonistinnen. Sie sind Kinder ihrer Zeit und gleichzeitig nicht unfehlbar, treffen Entscheidungen, bereuen diese ob der Konsequenzen.
Und nun lehrt uns ausgerechnet ein Haus, dass all das menschlich ist?
Dass dies gelingt, liegt vor allem an der sprachlichen Schönheit dieses ganz besonderen Werks. Als Laie kann ich kaum in Worte fassen, wie leichtfüßig die Sätze sich trotz des unerträglichen historischen Inhalts aneinanderreihen. Gelegentlich traut sich der Autor, einzelne Kapitel poetischer oder eben auch sperriger zu gestalten und beeinflusst so, ganz im Sinne des Inhalts, das Erzähltempo. Ich kenne keinen Autor, der die Wucht seines Inhalts sprachlich so abzufedern vermag wie Henrik Szántó. Er verkennt dabei nicht die Schrecken der Vergangenheit, er macht sie lediglich für den Leser erträglich. Am Ende hallen die Sätze noch lange nach und erfüllen damit wohl ihren Zweck – Vergangenes in der Gegenwart verarbeiten, um die Zukunft lebenswerter zu machen.
Fazit:
Die „Treppe aus Papier“ ist auf den ersten Blick vielleicht nicht für Liebhaber seichter Unterhaltung geeignet. Ich kann jedoch nur jeden einladen, diesem Buch eine Chance zu geben. Henrik Szántó hat ein hervorragendes Buch geschrieben, das in unruhigen Zeiten einen Nerv trifft. Warm und poetisch statt staubtrocken macht er Geschichte und Erinnerung erlebbar und lädt dazu ein, sich selbst und andere zu hinterfragen. Niemand hat gesagt, dass das leicht ist – aber selten ist es so außergewöhnlich erzählt worden. Mein Jahreshighlight!