Die Grenzen der Jagd

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vanessa_91 Avatar

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Meine Meinung und Inhalt

"Der Knall des Schusses zerreißt die morgendliche Stille. Obwohl er alle Muskeln seines Körpers angespannt hat, bringt der Rückschlag des schweren Jagdgewehrs Hunter aus dem Gleichgewicht; die Kraft der Waffe schleudert seinen linken Fuß fast einen halben Meter in die Luft." (ZITAT)

Hunter, steinreich, Amerikaner und begeisterter Jäger, hatte schon fast alles vor dem Lauf. Endlich bietet ihm sein Freund Van Heeren ein Nashorn zum Abschuss an. Hunter reist nach Afrika, doch sein Projekt, die Big Five vollzumachen, wird jäh von Wilderern durchkreuzt. Hunter sinnt auf Rache, als ihn Van Heeren fragt, ob er schon einmal von den Big Six gehört habe. Zunächst ist Hunter geschockt, aber als er die jungen Afrikaner beim flinken Jagen beobachtet.


Bei der Lektüre kommt man als Leser:in immer wieder ins Grübeln und muss sich die Frage stellen, was ein Menschenleben wert ist. Mehr als ein Tierleben? Wo liegt der Unterschied?


"Der junge Mann, der weiß, dass er sterben wird, und der Jäger, der ihn mit einer kurzen Bewegung seines Zeigefingers töten wird. »Auch Gott tötet mit dem Zeigefinger«, schießt es Hunter durch den Kopf — schon bei den ältesten Göttern liegt das Ende eines Lebens in der Bewegung der drei unscheinbaren Fingerglieder. Gleich krümmt sich sein Finger, und dann ist es vorbei." (ZITAT)


Schoeters' schreibt radikal, direkt, provokativ und mit einer wirklich außerordentlichen erzählerischen Wucht.

Die Tiefenschärfe, mit der die Autorin die Geräusche und Gerüche der Natur beschreibt, lässt einen sinnlich erleben, was einen moralisch an die Grenzen zwischen Richtig und Falsch führt.

Gaea Schoeters hat ein Buch verfasst, das sich auf gänzlich frische und mutige Art einem Thema widmet, welches in der Literatur wenig Beachtung findet, vielleicht eher am Rande existiert – die Jagd. Für mich ein wirklich grandios geschriebenes Werk.


Gaea Schoeters, geboren 1976, ist eine flämische Autorin, Journalistin, Librettistin und Drehbuchautorin. 2012 hat sie den Großen Preis Jan Wauters für ihren kreativen Umgang mit Sprache gewonnen. Für Trophäe wurde sie mit dem Literaturpreis Sabam for Culture ausgezeichnet. Der Roman wurde von der niederländischen Presse sehr positiv besprochen.