Ein Roman, so wuchtig-kraftvoll wie ein Nashorn

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griseldis2000 Avatar

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Hunter White. So kann nur einer heißen, der jagt. Und zwar in Afrika. Der Bure van Heeren, der ihm als Jagdleiter dient, ermöglicht Hunter seit Jahren gegen reichlich Cash seine „Big Five“ zu killen: Löwe, Elefant,, Büffel, Leopard. Fehlt nur noch das Spitzmaulnashorn.

Das möchte Hunter seiner Gattin zum Geburtstag ausgestopft über den Kamin hängen und sie würde sich darüber freuen. Die Frau, die Antiquitäten und Trophäen sammelt und der Großwildfanatiker, der Finanzen jongliert: Eine perfekte Ehe.

Soweit so schrecklich. Muss ich mir eine alte-weiße-Männer-Phantasie antun? Natürlich nicht. Gaea Schoeters, flämische Autorin, Librettistin (musste ich auch googeln), Journalistin und Drehbuchautorin hat mit diesem Werk den belgischen Sabam for Culture Preis für Literatur bekommen. Und Lisa Mansing hat „Trophäe“ genial übersetzt.

Ich habe keine Idee wie, aber die Autorin vermittelte mir beim Lesen das Gefühl, selbst auf die Jagd zu gehen, erstmals eine Ahnung von der Faszination dieses uralten Rituals zu bekommen. Ich verstehe Hunters Begierde nach dem Objekt, genauso wie das Nashorn, das keine Furcht vor dem Jäger hat. Die Wildheit, die Grausamkeit der Natur und die Schönheit, die im Instinktiven liegt. Hunter wird in seiner Herrenmenschen-Arroganz nicht vorgeführt, er ist so geworden, Produkt seiner Erziehung. Dass es bei der größten Jagd seines Lebens um die Nummer Sechs der Big Five gehen soll, ist dennoch eine Überraschung. Hier gipfelt die hemingwaysche Impression ins Groteske. Und ich lese weiter.

Gepackt von der kraftvoll-knappen Sprache, dem Sog der Geschichte. Ein wirklich wilder Ritt, ein fiebriger Traum, aus dem ich ernüchtert erwache.