Ethischer und moralischer Grenzgang

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Rezension zu "Trophäe" von Gaea Schoeters

Dieser Roman dreht sich inhaltlich um den Themenkreis der Jagd, genauer gesagt der Großwildjagd in Afrika. Das ist an sich ein, wie ich finde, hochbrisantes und aktuellen Thema - gestern wie heute. Denn noch immer werden jährlich unzählige dieser getöteten Individuen ausgestopft und nach Europa transportiert, um hier die als Aushängeschilder gewisser Persönlichkeiten zu fungieren.
Intensiv wird das Ganze aber durch die ethische und moralische Auseinandersetzung damit und der Tatsache, dass die Autorin sämtliche Hüllen und Grenzen dessen "worüber man normalerweise nicht spricht" fallen lässt und uns schonungslos mit unseren eigenen Vorurteilen, Meinungen und gefährlichem Halbwissen konfrontiert.

Der Hauptprotagonist "Hunter" (sehr bezeichnender Name für das was seine Passion ist) will seine "Big Five" endlich voll machen und freut sich auf den lizensierten Abschuss eines Nashorns. Voller Eifer und bis in die letzte Faser von der Richtigkeit seines Handelns überzeugt, stürzt er sich in die Jagd auf das seltene Tiere. Doch als ihm Wilderer den Abschuss seiner Trophäe vereiteln, eröffnet sich eine andere Option, die sämtliche bisherigen Jagden in den Schatten stellen soll...

Die Autorin Gaea Schoeters lässt ihre Leser:innen nicht zur Ruhe kommen. Kaum hat man sich sowas wie eine Meinung gemacht und weiß welche der vorkommenden Personen die vermeintlich verachtenswerteste ist, da kommt sie mit einer anderen Perspektive auf das Thema Großwildjagd und auf Afrika an sich daher und schon hinterfragt man (bestenfalls) was man nie zu hinterfragen geglaubt hätte. Dabei beweißt sie so viel Fingerspitzengefühl, dass ich irgendwann in der Mitte des Buches das Bedürfnis hatte, mich näher in das Thema einzulesen oder mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Ich wusste einfach nicht mehr was ich denken sollte. Zumindest nicht mehr in der Klarheit, in der ich davor für meine Sicht der Dinge eingetreten wäre.
Was kann ein Buch besseres tun als das?

Der Spannungsbogen wird so gekonnt aufrechterhalten, dass ich das Buch nie lange weglegen konnte. Bis zur letzten Seite gab es Überraschungen, Kehrtwendungen und unvorhergesehene Entwicklungen. Am Ende blieb ich in einer Stimmung zurück, die irgendwo zwischen Erschütterung, Erleichterung und Fassungslosigkeit zu verorten ist. Jedenfalls keine Lektüre für

"Trophäe" wird noch sehr lange in mir nachhallen. Egal wie man vorher zu dem Thema steht, ist es immer absolut empfehlenswert dieses Buch zu lesen.
Allerdings sollten Personen, die in den Bereichen Jagd, Tod, Blut oder Leichen einen Trigger befürchten, davor die entsprechenden Triggerwarnungen berücksichtigen. Denn stellenweise ist es schon harte Kost, die einem da serviert wird.