kontrovers

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elohym78 Avatar

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Endlich ist es Hunter gelungen, eine Jagdlizenz für ein Nashorn zu kaufen! Mit diesem Schuss wird es ihm gelingen, seine Big Five endlich voll zu machen. Was ein grandioser Sieg über das Leben! Doch in Afrika angekommen, läuft nicht alles so, wie geplant. Wilderer kreuzen Hunters Weg und töten sein Nashorn. Eine Schande, die er nicht auf sich sitzen lassen kann.

Das Cover zeigt einen Nashornkopf. Von der Seite, detailgetreu mit jeder Einzelheit. Die beiden Hörner, die Falten im Gesicht, selbst die feinen Härchen an den Ohren. Ich finde es kraftvoll und traurig zu gleich. Denn es ist vom Tod gekennzeichnet.

Ich weiß nicht, ob ich ein Buch über den Tod, das Töten oder das Leben gelesen habe, oder irgendwas dazwischen. Gaea Schoeters nimmt mich mit in ein Afrika, dass ich so noch nie besucht habe. Nicht, dass mich dieser Kontinent reizen würde, aber jetzt garantiert noch weniger als je zu vor. Hatte ich bisher noch ein leicht verträumtes Bild einer grandiosen Landschaft, ist jetzt auch das kleinste bisschen Romantik zerstoben wie eine Seifenblase.
Und doch fesselte mich die Autorin an ihr Werk. Es ist dicht, kontrovers, abstoßend und anziehend; düster und bunt. Ich habe noch nie ein Buch gelesen, in dem Tod so im Mittelpunkt stand. Und zwar in all seinen Schattierungen! Grausam, natürlich, gerecht unverhofft und brutal. Aber egal wie man ihn auch romantisiert; am Ende bleibt ein Körper zurück, dessen Herz nicht mehr schlägt, dessen Lungen nicht mehr arbeiten, der kalt und steif wird. Wie es dazu gekommen ist, spielt am Ende keine Rolle.

Mir ist es nicht gelungen, in den Großwildjägern Helden zu sehen. Gaea Schoeters hat viele Facetten von ihnen aufgezeigt, sie Wilderern und Einheimischen gegenüber gestellt. Und doch steht am Ende immer ein genommenes Leben. Ob man für den Kochtopf, das Trophäenzimmer, Geld oder Populationsschutz tötet; ich denke, es bleibt jedem selbst überlassen, hier Sinn oder Unsinn drin zu sehen.
Gut fand ich, dass die Autorin relativ neutral an die Sache heranging. Fast immer wertfrei zu bleiben versuchte und mir als Leser mehrere Blickwinkel auf ein wildes Afrika vermittelte, dem versucht worden sind, Zügel anzulegen.

Am Ende des Buches bleibt in mir eine abgrundtiefe Verachtung zurück. Verachtung für alle, die Leben für Geld nehmen und sich dies aus irgendwelchen Gründen schön reden wollen.