Moral trifft auf Kultur

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corbinian Avatar

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Jäger*innen und die Jagd selbst haben in Europa einen Ruf, der gar nicht gerecht ist, denn es wird, wenn wir vom legalen Jagen sprechen, nichts gejagt, was nicht gejagt werden muss, aus nachvollziehbaren Gründen, und natürlich schon gar nicht gejagt, was nicht gejagt werden darf. Trotzdem leiden die Jäger unter den schwarzen Schafen und denen, die in Afrika unbedingt Löwen, Nashörner, Elefanten, Leoparden und Büffel jagen, um eine Trophäe zu erhalten. Natürlich gibt es auch dort legale Jagden, aber die Notwendigkeit wird von vielen nicht gesehen und das Präsentieren mit der Trophäe trägt das Übrige dazu bei.
Apropos Trophäe, so lautet auch der Titel des Romans der flämischen Autorin Gaea Schoeters und es geht wirklich um eine der oben beschriebenen Trophäen. Erschienen ist der Roman beim Zsolnay Verlag.

Die Handlung ist schnell erläutert. Hunter White hat endlich die Jagdlizenz für ein Nashorn erhalten und kann damit die Big Five vollmachen. Wilderer durchkreuzen seine Jagd und töten seine Trophäe. Sein Freund, der auch gleichzeitig die Lizenzen besorgt, bietet ihm daraufhin eine ganz besondere Trophäe an, eine Jagd, die alles andere in den Schatten stellen soll. Hunter muss sich zwischen Moral und Herausforderung entscheiden und alsbald geht es um mehr als nur eine Jagd.

Inhaltlich schwer zu verdauen, dafür sprachlich ein wirklich überzeugender Roman. Die Bilder, die durch die Worte entstehen entführen den Lesenden direkt nach Afrika und auch in die Psyche des Protagonisten. Dazu kommen Erläuterungen zur Kultur, den Gesetzen und vielen anderen Dingen, die Afrika in ein komplett neues Licht für die rücken wird, die sich damit noch nicht so sehr beschäftigt haben. Auch das ist teilweise erschreckend. Neben all diesen Punkten ist das Buch auch einfach spannend bis zum Schluss und mit verschiedensten passenden Wendungen.

Fazit: Trophäe ist ein spannendes Buch über die Kultur Afrikas, die Psyche des Menschen und auch über Moral. Was aber alles irgendwie zusammengehört. Grandios geschrieben erlebt man dieses Buch eher als Kopfkino. Der Inhalt selbst lädt zum Diskutieren ein und man sollte es auch tun.