"Trophäenjagt als Naturschutz, Menschjagd als Entwicklungshilfe"

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
obilot Avatar

Von

Ein reicher Amerikaner sucht seine Herausforderung in der Großwildjagd im wilden Afrika. Vier der Big Fife sind ihm bereits zum Opfer gefallen. Um seine Sammlung zu vervollständigen fehlt ihm jedoch noch ein Nashorn. Doch dann kommt alles ganz anders. Und plötzlich ist der auf der Jagd nach einer sechsten Spezies.
Die Autorin erzählt detailliert und äußerst eindrücklich die Gefühle und Beweggründe aus der Sicht des Jägers. Man durchlebt mit Hunter jede kleinste Gefühlsregung. Oft fühlt es sich dabei an, als ob man im Körper eines Raubtieres steckt und nicht in einem menschlichen Wesen. Primitive Instinkte scheinen den Jäger zu leiten. Aber auch die Sicht- und Lebensweisen der Einheimischen kommen zur Sprache. Lebenswelten prallen aufeinander. Die Befremdung auf beiden Seiten tritt immer wieder hervor. Aber auch der Leser wird in diese befremdlichen Sichtweisen hineingezogen. Die Aussage: “Sie wissen rein gar nichts über Afrika“, steht über allem. Und ständig ist man hin und hergezogen. Die Autorin liefert sowohl Argumente für als auch gegen die Großwildjagd. Was ist der bessere Artenschutz? Der der sogenannten Naturschützer oder die der Trophäenjäger, die für ihre Jagd große Summen zahlen und die ebenfalls in den Schutz der Tiere vor Ort fliesen und den Menschen einen Grund liefern diese zu schützen. Denn nur was von Wert ist wird auch geschützt. Kann man mit einem lebenden Tier, dass später von reichen Ausländern gejagt wird, Geld verdienen, so lohnt es sich dieses bis zu seinem geplanten Tod zu schützen.
Der Roman gipfelt schließlich in der Frage, wie die vielen vorgebrachten Argumente und Gegenargumente aussehen, wenn man sie auf Menschen überträgt. Plötzlich erscheint wieder alles in einem ganz anderen Licht, und wenn man sich bis hierher dachte seine Meinung gebildet zu haben, so wird man spätestens hier wieder in grübeln geraten.
Für mich war dieser Roman ein durch und durch inspirierendes Buch. Man ist ständig gezwungen seine eigene Meinung und Vorurteile zu überdenken, nur um sie einige Seiten später dann doch wieder über den Haufen zu werfen. Insgesamt ist es eines der besten Bücher die ich in letzter Zeit gelesen habe.
Ein Kritikpunkt habe ich aber doch. Dieser Roman benötigt meiner nach unbedingt ein Nachwort. Beim Lesen habe ich mich immer wieder gefragt, wie die Autorin so eindrücklich die Gefühlswelt der handelnden Personen wiedergeben kann. Auch wie sie zu dem umfangreichen und interessanten Hintergrundwissen über die Großwildjagd gelangte würde mich interessieren. Leider kann man hierzu nichts weiter finden.
Das Cover mit dem Nashornkopf hat mir gut gefallen. Der abgebildete Nashornkopf könnte eine Trophäe sein, die an der Wand hängt, von daher ist es sehr passend.