Vom Jäger und seiner Beute

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frau_ke Avatar

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Es ist ein unmoralisches und scheinbar doch verlockendes Angebot, das der reiche und jagdbegeisterte Hunter in Afrika erhält: Statt nur auf die Big Five (Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard) soll er Jagd auf die Big Six machen dürfen – und einem anderen Menschen das Leben nehmen.

Der Gedanke ist nicht nur provokant, sondern regelrecht absurd und verstörend - und dennoch konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Die detaillierten Beschreibungen der Natur und der Traditionen, ja vor allem auch der Jagd an sich, ziehen in den Bann - und lassen einen nicht wieder los. Der prägnante, temporeiche Schreibstil tut sein Übriges dazu.

Man bangt, man hofft, man zweifelt und fragt sich bis zuletzt: Wird er die Beute wirklich töten? Dabei kommt für meinen Geschmack das moralische und ethische Ringen Hunters mit der grundsätzlichen Frage, ob oder ob nicht, etwas zu kurz. Zudem bleibt das Buch einseitig - die Sichtweise und die Gefühlwelt des Gejagten bleiben nahezu außen vor.

Fazit: Das Buch ist ein moralischer, adrenalinreicher Ritt entlang der Grenze zwischen Richtig und Falsch, den man als Leser erstmal mitmachen und auch aushalten muss. Was am Ende bleibt, sind Erschütterung, Wut, Überforderung und ein Gedankenkarussell, das sich unaufhörlich dreht, denn wie viel ist ein Menschenleben wert? Nicht nur in Afrika, sondern weltweit.