Der Schwindsucht-Strudel

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
lenaliestzuviel Avatar

Von

Als ich vor einigen Jahren zum ersten Mal auf dem YouTube-Kanal von John Green von seinem neuen Projekt hörte, einem Buch über Tuberkulose, wusste ich - ähnlich wie er selbst in den ersten Kapiteln seines Buches - nicht viel mit dem Thema anzufangen. Schwindsucht war für mich ein Thema der Vergangenheit, etwas, das es vor allem im ausgehenden 19ten Jahrhundert gab und das unweigerlich mit dem Bild verschiedenster inzwischen verfallener Sanatorien am Meer und in den Bergen verbunden war, die den Eindruck, dass es die Schwindsucht schon lange nicht mehr gäbe, noch verstärkten. Weder wusste ich, was "Schwindsucht" überhaupt war, noch, dass sie auch "Tuberkulose" genannt wird und erst recht nicht, dass sie auf der Welt immer noch weit verbreitet ist. Während ich Greens Obsession mit Tuberkulose zunächst belächelt habe, hat sie in den letzten Jahren doch deutliche Spuren bei mir hinterlassen und meinen Blick für eine "Parallelwelt" geöffnet, die ich oft nicht wahrhaben möchte. Dass es in seinem Buch jetzt neben der Behandlung der Krankheit auch um soziale Ungerechtigkeit geht, überrascht mich kaum und nachdem ich bzgl. der Relevanz von Tuberkulose bereits meine Lektion gelernt habe, möchte ich jetzt gern mehr erfahren über all die anderen Bereiche, die damit im Zusammenhang stehen. (Genau wie über die Geschichte der Behandlung der Krankheit, über die ich immer noch sehr wenig weiß, wenn man einmal von der Existenz von Sanatorien und dem Zusammenhang von Liegenstühlen und Adirondack Stühlen mit der Behandlung der Krankheit absieht.)
Für Leser:innen, die Green nur von seinen Jugendbüchern kennen, mag der Themen-Wandel in seinen Büchern überraschend sein, aber bereits von einiger Zeit konnte Green mit seinen Rezensionen zum Anthropozän zeigen, wie begabt er auch als Autor von Sachtexten ist. Die Leseprobe lässt auch dieses Mal wieder seinen leichten und unterhaltsamen Schreibstil erkennen, der gleichzeitig keinerlei Tiefe vermissen lässt. Als studierter Literatur- und Religionswissenschaftler mag er zwar kein Wissen über Tuberkulose aus seinem Studium mitgebracht haben, aber doch die Fähigkeit zur fundierten Recherche und ein besonderes Talent für Wissenschaftskommunikation.
Auch wenn ich häufig vor Sachbüchern eher zurückschrecke, bin ich schon seit Jahren gespannt auf dieses Buch und würde mich freuen, es vorab lesen zu dürfen!