Erschreckende Einblicke in mir bisher unbekanntes Thema

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romy_abroad Avatar

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Ein Sachbuch von John Green - damit hatte ich definitiv nicht gerechnet. Mit seinen zahlreichen herzergreifenden Romanen, die Jugendliche wie Erwachsene gleichermaßen begeistert haben, hat sich John Green einen Namen als Autor gemacht. Diesen Namen nutzt er nun, um Aufmerksamkeit auf ein Thema zu lenken, das ihm besonders am Herzen liegt: Tuberkulose, die tödlichste Infektionskrankheit der Welt. Und insbesondere die Tatsache, dass es längst wirksame Mediakmente gibt, die in der westlichen Welt allen Betroffenen zur Verfügung stehen und Genesung versprechen. Während genau diese wirksamen Medikamente für Menschen aus ärmeren Ländern unerschwinglich und zuverlässige Therapien unerreichbar sind. John Green arbeitet die Ursachen für dieses Missverhältnis heraus, indem er auf die gesellschaftlichen Aspekte der Erkranung eingeht, insbesondere auf das Stigma, das mit Tuberkulose oftmals zusammenhängt. Außerdem zeigt der die Historie der "Schwindsucht"auf, und wie die Menschheit seit Jahrtausenden bemüht ist, ihr effektive Maßnahmen entgegenzusetzen, und doch so oft gescheitert ist - und es noch immer tut. Green gibt der Tuberkulose anhand von Einzelschicksalen ein Gesicht, und anhand seiner Erzählung eine Stimme. Diese Stimme (sein "Megafon", wie er er ausdrückt), will er nutzen, um der weltweiten Bekämpfung von Tuberkulose Aufmerksamkeit zu schenken, und so zu ihrer Eindämmung und schließlich Ausrottung beizutragen. Diesen Gedanken finde ich mehr als nobel, doch für mich persönlich schließt sich der Kreis nicht. Zwar hat mich das Buch gut unterhalten, und ich habe wirklich viel über Tuberkulose und ihre Folgen gelernt, doch was nun? Wo bleibt der Appell, wo die Handlungsanweisung, wie sind die nächsten Schritte? Nun mag man entgegnen, dass ich als junge Frau aus Deutschland ohne medizinischen Hintergrund wenig gegen Tuberkulose in Afrika ausrichten kann. Aber inwiefern hilft John Green dann bei der Bekämpfung eben jener Krankheit, indem er mich mit einem Buch darüber aufklärt? Klar, ein Bewusstsein schaffen schadet nie, aber den hohen Anspruch des Aktionismus, den dieses Buch zum Audruck bringt, dem wird es meiner Meinung nach nicht gerecht.
Das bleibt jedoch mein einziger Kritikpunkt an John Greeens "Tuberkulose", das mir sonst wirklich gut gefallen hat und mir das Gefühl vermittelt hat, die Welt um mich herum etwas besser zu verstehen.