Hochaktuell

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Turmgold

Jahre ist es her, als ein blutiges Massaker dem Turm zu trauriger Berühmtheit verhalf. In dem Turm ist nun ein jüdischer Kindergarten untergebracht. Alle Nazis sind rehabilitiert und Karl Rieger hat als Paul Trautmann das wahre Glück gefunden. Das klingt zu schön, um wahr zu sein? Ist es auch! Denn was im Öffentlichen friedlich schläft, ist im Untergrund längst erwacht.

"Turmgold" ist die ersehnte Fortsetzung des spannenden Thrillers "Turmschatten". Und er steht dem Erstling in nichts nach. Sämtliche bekannte Charaktere finden ihren Auftritt in der Fortführung um ein denkwürdiges Gebäude. Dabei sind sie insofern ausgereift, dass die Geschehnisse aus dem ersten Teil ihre Spuren hinterlassen haben. Besonders das Wiedersehen mit der vielschichtigen Figur des Karl Rieger hat mich besonders gefreut. Denn Karl erscheint immer wie ein Mann am Abgrund und überzeugt durch seine Unberechenbarkeit. Umso interessanter empfand ich es, dass Karl mir in seiner neuen Existenz fremd blieb, sodass ich einer Rückverwandlung regelrecht entgegenfieberte.

Was mir jedoch am meisten imponiert hat, ist das Setting. Die historische und gesellschaftspolitische Einordnung der Handlung. Wieder präzise recherchiert zeigt Peter Grandl auf, wie aktuell das Thema "Rechtsextremismus" ist und welche reale Gefahren existieren. Sei es in Form von Rechten, die Coronademos unterwandern, oder die teils tödlichen Anschläge auf Politiker*innen. Aber: Auch diesmal macht es uns der Autor nicht leicht! Denn wie im wahren Leben gibt es auch in diesem Buch nicht einfach gut und böse. Schwarz und weiß. Manchmal ist es eine Entscheidung zwischen schwarz und schwarz.

Wer auf kurzatmige Lesestunden steht und gerne mal einen Thriller fern von Schema F lesen möchte, sollte sich "Turmgold" nicht entgehen lassen.