Bildgewaltig und emotional

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Der Protagonist in Valentine Gobys Buch „Über allen Bergen“, der russisch-jüdische Junge Vadim - oder Vincent, wie er jetzt genannt wird - fährt allein nach Chamonix und wird dort von Fremden in Empfang genommen. Und obwohl der Grund ein sehr ernster ist, ist es zunächst die in wunderschöner bildhafter Sprache beschriebene Bergwelt, die ihn und damit auch den Leser fasziniert und vorerst alles andere weit wegschiebt: „Von einem Augenblick auf den anderen ist er nur noch das: ein Junge, der einen Berg anschaut.“ (S. 28) Der Autorin gelingt es, dass man von Beginn an mit Vadim mitfühlt, sei es rein physisch, wenn er die Kälte des Schnees oder die Dunkelheit des Tunnels wahrnimmt, oder emotional, wenn er an Zuhause und seine Mutter und sein Asthma denkt und Sorge hat, dass er einen Anfall bekommen könnte. Man möchte daher unbedingt weiterlesen, wie Vadim sich in diese für ihn fremde Umgebung bei den für ihn fremden Menschen einfügt und wann und wie ihn das, was er in dem Kriegsjahr 1943 meint zurückgelassen zu haben, durch die Gesteinsschichten und den dicken Schnee doch auch so hoch oben in den Bergen wieder einholt.