Historischer Roman erwartet - Erlebniswelt aus den Augen eines Heranwachsenden bekommen.

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
verena000 Avatar

Von

Der Klappentext von "Über allen Bergen" erweckt den Eindruck, als handele es sich um eine Geschichte, in deren Mittelpunkt der Zweite Weltkrieg und die Judenverfolgung stehen. Wenn überhaupt, dann schwebt dieses Thema ein wenig über der Erlebniswelt des jungen Vadim, in die wir als Leser mitgenommen werden. Dies empfinde ich keineswegs als negativ, im Gegenteil, der Roman vermittelt ein greifbares "Gefühl" für das Leben während des Krieges. Vielmehr geht es um das Leben in der Abgeschiedenheit der Alpen und die Anpassung der Menschen an die Natur, deren Jahreszeiten die Arbeit der Bewohner maßgeblich bestimmen. Aber auch um die Entdeckung von Verborgenem, um Freundschaft und erste Liebe. Der Protagonist Vincent zieht meist Schlüsse aus dem Erlebten und erklärt sich die Welt selbst, auch wenn er dabei so manche falsche Schlussfolgerung zieht. Durch die Schilderung aus der Sicht eines Jugendlichen gelingt ein angenehm authentischer Perspektivwechsel.

Das Cover des Buches ist einfach nur traumhaft schön, es hat mir schon Freude bereitet, es nur anzuschauen. Auch die Schriftart gefällt mir sehr gut.
Der Schreibstil ist langsam und detailverliebt, was den Leser zu einer aufmerksamen Haltung einlädt. Nicht selten wechseln die Szenen abrupt innerhalb eines Absatzes, was mich oftmals überrascht hat. Ich habe mich dafür entschieden, den besonderen Schreibstil als literarische Kunst anzusehen, kann aber auch verstehen, wenn dieser Aspekt bei manchen das Lesevergnügen schmälert.
Alles in allem ein besonderer Roman, der vielleicht nicht immer leicht zu lesen war, aber ziemlich sicher in meinem Gedächtnis bleiben wird.