Leise, still und sehr poetisch

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Eine Insel über den Bergen.

Vadim ist zwölf, als seine Mutter im eröffnet: “Du musst gehen!“ Als Sohn jüdisch-russischer Eltern, die zwar nie ihren Glauben aktiv praktizierten, ist es für ihn in Paris um 1942/43 zu gefährlich geworden. Sein größerer Bruder und sein Vater sind schon weg, nur seine Mutter ist noch da und deren Arbeitgeber, die sich als sehr hilfsbereit und menschlich zeigen. Diese ermöglichen ein Exil für Vadim in den französischen Bergen, nahe der schweizerischen Grenze.
Vallorcine, das Bärental, am Fuße der Aiquilles Rouges wird von jetzt ab sein zu Hause und auch seinen Namen muss Vadim „vergessen“. Von nun an muss er sich Viktor nennen lassen. Der Junge der nur die Stadt kennt, der unter schwerem Asthma leidet, entdeckt nun eine ganz andere Welt. Voller Ehrfurcht und Staunen sieht er zum ersten Mal Berge und massenhaft Schnee in den unterschiedlichsten Schattierungen von weiß. Aber nicht nur dies versetzt ihn in Erstaunen, sondern die Tatsache, dass es anscheinend Welten gibt, die nebeneinander existieren. Während in ganz Europa Krieg herrscht, scheint das Leben in Vallorcine seinem eigenen Rhythmus aus Tierpflege, Frühjahrsarbeiten, Pflanzenaufzucht, Almauftrieb, Wetter Holzarbeiten, Heuernte und Erntezeit zu folgen. Und Jeder und Jede im Dorf wird in diesen Microkosmos integriert, auch Vadim, der jetzt Viktor heißt. Vallorcine wird seine Insel über den Bergen, seine Zuflucht, sein Sehnsuchtsort. Doch auch diesem abgeschiedenen Winkel Europas kommt der Krieg immer näher.

Dieses Buch ist leise, still, poetisch und dabei auch wortgewaltig. Nicht alles ist einem Zwölfjährigem in dieser Form zuzutrauen, und doch ist es einfach schön die Erhabenheit der französischen Alpen durch die Worte des Jungen vor dem inneren Auge auferstehen zu lassen. Dieser Schutzraum, der ihm auf einmal zur Verfügung steht, indem der Krieg weit weg scheint, wer würde das, in so rauen Zeiten nicht auch gerne für sich beanspruchen? Der Autor jedenfalls hat in mir diese kleine Sehnsucht geweckt, nach einer Insel…gerne auch über den Bergen.