Auf leichte Art dem Schweren begegnen

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Wenn jemand ein Plädoyer für die Heiterkeit schreiben möchte, dann legt er von vorneherein die Messlatte für sich sehr hoch. Es gilt nicht nur zu erklären, warum Heiterkeit wichtig ist. Die Lesenden erwarten zu Recht auch, dass der Verfasser es einem vormacht, wie es auf wirklich heitere Art geht. Dem Schriftsteller und Kolumnisten Axel Hacke traut man dies allerdings zu. In seinem Essay „Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte“ stellt er sich dieser Aufgabe erfolgreich. In gewohnt sympathischer Art vermeidet er es, die Schenkel zu klopfen oder den Finger zu heben, wenn er der Frage nachspürt: Was macht uns zu heiteren Menschen?
Im Buch erweitert er diese Frage: Was macht uns zu heiteren Menschen und wie bleiben wir dabei entsprechend ernst, um die Probleme der Zeit nicht aus den Augen zu verlieren? Die Antwort ist nicht simpel und Hacke belässt es nicht dabei, einfach festzustellen, dass es ja schon immer ernste Zeiten gegeben und die Heiterkeit trotzdem überlebt habe. Seine persönliche Perspektive, durch die er uns in 27 kurzen Kapiteln selbst am schwierigen Entstehungsprozess eines Buches über Heiterkeit teilnehmen lässt, erzeugt Glaubwürdigkeit. Denn es ist mehr als eine Plauderei zwischen Arbeit am Autorenschreibtisch und kontemplativen Spaziergang durch einen heiteren Sommertag. Er befragt auch die Philosophie und Kultur der Vergangenheit und vergisst dabei nicht, uns immer dort abzuholen, wo uns gerade das Thema in Literatur und Medien begegnet. Comedians etwa, die sich zu ihren Depressionen bekannt haben, sind da ein Beispiel. So steht die Heiterkeit Schillers und Freuds neben der von Kurt Krömer und Torsten Sträter.
Tipps, wie man demnächst mit einem Witz die ernst gewordene Stimmung auf einer Party wieder auflockert, findet man in dem Essay nicht, aber dafür ganz wichtige Botschaften. Ganz zentral scheint für mich zum Beispiel, dass Diktatoren und Faschisten nur lachen, wenn sie über andere lachen können. Insofern ist für mich „Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte“ auch ein sehr politisches Buch.
Noch ein Wort zum Cover: Die Dominanz des barocken Titels hat mich zunächst etwas erschlagen, aber der genaue Blick auf das Muster im Hintergrund hat dann genau den Effekt erzeugt, der hier im Buch gemeint ist: Auf leichte Art Heiterkeit dem Schweren entgegensetzen.