Plädoyer für mehr Heiterkeit und Gelassenheit

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leukam Avatar

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Der bekannte Kolumnist und Schriftsteller Axel Hacke hat vor einigen Jahren ein sehr erfolgreiches Buch über "Den Anstand in schwierigen Zeiten" geschrieben. Nun widmet er sich hier dem Begriff der "Heiterkeit".
Eigentlich sollte daraus nur ein kurzer Artikel werden, um den ihn ein befreundeter Kollege bat. Aber bald merkte Axel Hacke, dass ihn dieses Thema auch persönlich berührte, war doch die aktuelle Situation bei ihm alles andere als heiter. Schicksalsschläge im näheren Umfeld, dazu die Pandemie und die damit verbundenen Probleme boten keinerlei Anlass zu Frohgestimmtheit. Kann und darf man angesichts der vielen Krisen und Bedrohungen überhaupt noch heiter sein? Um diese Frage zu beantworten, unternimmt der Autor einen philosophischen Streifzug durch die Kulturgeschichte.
Er geht zurück zu den großen Philosophen der Antike, die von der Unsicherheit und Unvollkommenheit der Welt wissen und deshalb zu Gelassenheit raten. Er findet Kluges bei Schiller ( " Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst.") und Goethe. Sogar Kleist und Nietzsche, die man wohl eher nicht mit dem Thema in Verbindung bringen würde, werden zitiert. Für Thomas Mann war "Heiterkeit keine oberflächliche Stimmung, sondern Teil seiner Kunstauffassung, ... , eine Art der Distanzierung vom Leben." In einem Brief spricht Thomas Mann von der " Durchheiterung", die eine Geschichte bedarf, um genießbar zu sein."
Aber nicht nur Geistesgrößen der Philosophie und Literatur werden zu Rate gezogen. Axel Hacke nennt andere, die vorbildhaft in ihrer Kunst das Prinzip der Heiterkeit vertreten. So z. B. der französische Zeichner Sempe, dessen Bilder immer von großer Menschenliebe zeugen. Sempe, der selbst eine sehr schreckliche Kindheit hatte, wusste, dass ohne Heiterkeit das Leben eine sehr traurige Angelegenheit wäre. Oder Loriot, der wie kaum ein anderer die Deutschen in seinen Sketchen persifliert hat. Und Hacke erinnert an den großen Kabarettisten Werner Finck, dem nicht einmal die Nazis seinen Humor verbieten konnten.
Aber auch aus persönlichen Erfahrungen gewinnt Hacke Erkenntnisse zum Thema, die er in kleinen unterhaltsamen Anekdoten präsentiert . Nach einem eher peinlichen Kurs in Lach-Yoga weiß Hacke, wie schwierig und albern Lachen auf Befehl sein kann, doch grundlos lächeln kann sich und andere heiter stimmen. Und er rät mal öfter die Welt mit den Augen eines Kindes zu betrachten oder über sich selbst zu lachen.
So begleitet der Leser Hacke auf seinen Assoziationen zum Thema, die er im Plauderton zum Besten gibt. Und man kommt mit ihm zum Schluss, dass es gerade in schlimmen Zeiten ( Wann waren die Zeiten mal nicht schlimm?) unbedingt geboten ist, der Welt heiter gegenüberzutreten. Das bedeutet nämlich keineswegs den Ernst des Lebens zu ignorieren, sondern sich davon nicht unterkriegen zu lassen. " Heiterkeit hat etwas tief Tröstliches, vor allem, wenn sie in Verbindung mit dem Ernst des Lebens steht, wenn sie mit ihm umgeht und zeigt, wie man ihm entkommen kann." " Es bedeutet nicht, das Schwere zu ignorieren, sondern es in etwas Leichtes zu verwandeln. Es jedenfalls zu versuchen."
Genau diesen Versuch zu unternehmen, immer und immer wieder, das ist mein Vorsatz, nachdem ich dieses kluge und gleichermaßen unterhaltsame Buch gelesen habe. Dass das nicht immer leicht ist, weiß auch Axel Hacke. Doch " Heiterkeit ist eine Möglichkeit", die jedem offen steht.