Auf eigene Faust

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
dimity74 Avatar

Von

Mads ist Trauerredner aus Leidenschaft, auch wenn sein Vater ja der Meinung ist, Mads könnte mit seiner sonoren Stimme durchaus Karriere beim Radio machen. Als ein Freund aus Kindertagen stirbt, möchte Mads die Rede für dessen Beerdigung schreiben, stellt jedoch fest, dass er recht wenig zum Leben des einstigen Freundes weiß. Er stellt ein paar Recherchen an, in deren Verlauf seine eigenen Kindheitserinnerungen wieder zu Tage treten und er merkt, dass der Freund anscheinend vor seinem Tod in ziemlichen Schwierigkeiten gesteckt hat.

Ich liebe ja Krimis und Krimis mit besonderen und gern auch mal schrägen Ermittlern ganz besonders. Von der Idee, dass ein Trauerredner zum Ermittler wird war ich direkt angetan, auch weil der Klappentext eine humorvolle Story erwarten ließ. Humorvoll wurde es dann auch direkt zu Beginn, hier würde ich spoilern, wenn ich mehr verraten würde, nur so viel, man lernt Mads Vater Friedtjof und direkt alle weiteren wichtigen Personen kennen. Naja, fast alle.

Die Figuren in Andreas Izquierdoˋs Buch sind schon alle etwas speziell, fast schon ein bisschen überzeichnet. Allen voran natürlich Mads Vater, Kommissarin Mills, die unscheinbare neue Bekanntschaft von Mads Freund Fiete, der schweigsame Herr Barnardy und natürlich in erster Linie der skrupellose Verbrecherboss Stoike. An sich würde ich auch das ziemlich mögen, allerdings beginnt es hier so ein bisschen zu haken, denn die leicht schräge Story passt hier im Detail nicht wirklich zueinander. Natürlich bin ich mir bewusst, dass ich hier eine fiktive Geschichte lese, aber ein ganz klein wenig näher an der Realität hätte Mads Ermittlungsarbeit dann doch sein dürfen.

Das Buch liest sich leicht weg, der Schreibstil des Autors ist hier sehr angenehm. Seine Figuren sind menschlich in ihren Stärken und Schwächen, gerade bei Mads Vater Friedtjof wird das deutlich. Der alte Herr, mit seiner Besessenheit vom Bingospiel macht im Buch dann auch die größte Entwicklung durch, wurde mir zwischenzeitlich richtig unsympathisch, bringt aber dadurch Tiefe und Emotionalität in die Story. Bösewicht Stoike wird ebenso ins Klischee gepresst, wie sein muskelbepackter Handlanger, oder auch Kommissarin Mills. Das ist fast etwas schade, passt aber letztlich ins Gesamtbild und lässt den Humor der Story funktionieren.

Ich habe das Buch mit etwas gemischten Gefühlen beendet und länger über meine Sternevergabe gegrübelt, denn teilweise war mir das Ganze doch sehr an den Haaren herbeigezogen. Da ich aber schräge Kriminalfälle ala Weimarer Tatort, oder der Eberhofer-Reihe sehr mag, war ich dann doch geneigt hier nicht all zu streng zu sein. Mir gefällt der Humor und die Figuren reißen einiges raus, auch wenn die Mischung insgesamt etwas unrund ist.