Bingo!

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nina2401 Avatar

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Es ist schon ziemlich genial und ungewöhnlich, einen Trauerredner auf Ermittlungstour zu schicken. Andreas Izquierdo hat es wieder einmal geschafft, mich zu überraschen und zu begeistern!

Schauplatz ist das Städtchen Glücksburg an der Ostsee. Dort lebt Mads, ein etwas naiver junger Mann mit seinem verschrobenen Vater Fridtjof zusammen in einem Haus. Allein das schon bietet Potential für viele humorvolle Szenen … ich sage nur Bingo! Fridtjof ist schon eine Marke der ganz speziellen Art. Mads geht aber so souverän mit seinem Vater um, das ist schön und lässt mich oft lächeln.

Mads arbeitet recht erfolgreich als Trauerredner. Als dann sein bester Freund aus Jugendtagen im benachbarten Beerdigungsinstitut eingeliefert wird, kommen die Erinnerungen und damit auch der Wille, den Tod von Patrick nicht einfach so hinzunehmen. Vor allen Dingen muss er ja recherchieren, denn Patrick hat eine wirklich gute Rede verdient. So nehmen die Dinge ihren Lauf und Mads endet nicht nur einmal in einer ziemlich prekären Situation. Nachdem der Anfang ziemlich leicht und humorvoll war, so wird es immer spannender und auch gefährlicher für Mads. Ich mochte ihn von Anfang an und gegen Ende des Romans habe ich tiefen Respekt und Hochachtung für seine Entwicklung und seinen Mut. Was Mads auf sich nimmt, wie er mit Rückschlägen, Schuld und familiären Verstrickungen ringt, ist manchmal schmerzhaft zu lesen, aber stets authentisch und bewegend.

Nicht nur Hauptfiguren, auch die Nebencharaktere sind liebevoll und pointiert gezeichnet. Herr Barnardy, der stille Beobachter, ist für mich die heimliche Lieblingsfigur – unaufdringlich und doch mit einer Präsenz, die Spuren hinterlässt. Das „Team“, das sich rund um Mads formiert, bietet reichlich Potential für weitere Bände.

Andreas Izquierdo hat sich seinen besonderen Schreibstil, den ich so liebe, auch hier bewahrt, aber geizt auch nicht mit Cliffhangern. Das Buch lebt von seiner Mischung aus Spannung, menschlichen Abgründen, skurrilem Humor und echter Herzenswärme. Andreas Izquierdo gelingt es, große Themen wie Schuld, Vergebung und Familie in eine ungewöhnliche Kriminalgeschichte einzubetten, ohne je ins Kitschige abzudriften.

Eine Geschichte voller Wendungen und Emotionen, die ich mit einem Lächeln beendet habe.